Graffiti am Donaukanal als Abbild gesellschaftlicher Zustände? Die Österreichische Akademie der Wissenschaften fördert diesbezügliche Forschung.

Foto: ÖAW

Wien – Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat im Vorjahr erstmals das Programm "Heritage Science Austria" ausgeschrieben. Nun wurden aus mehr als 100 Einreichungen neun Projekte zur Erforschung des materiellen kulturellen Erbes ausgewählt, die mit insgesamt 4,5 Millionen Euro gefördert werden. Die Bandbreite der Vorhaben reicht von Graffiti am Wiener Donaukanal bis zur Edelstein-Industrie des 18. Jahrhunderts im Zillertal.

Nach Angaben der ÖAW vom Dienstag ist "Heritage Science Austria" das erste Förderprogramm dieser Art in Österreich, das eine bisherige Lücke in der Förderlandschaft schließt. In Zusammenarbeit geistes- und naturwissenschaftlicher Disziplinen sollen bisher noch wenig beleuchtete Aspekte des materiellen kulturellen Erbes erforscht und die Ergebnisse frei zugänglich (Open Access) veröffentlicht werden. Finanziert wird das Programm aus Mitteln der Nationalstiftung. Die von einer internationalen Jury ausgewählten neun Projekte erhalten jeweils maximal 580.000 Euro für bis zu vier Jahre.

Graffiti und Musikhandschriften

Zu den Vorhaben zählt ein Projekt des Ludwig Boltzmann Instituts für Archäologische Prospektion und der Technischen Universität Wien, in dem die 6,6 Kilometer lange Graffiti-Strecke am Wiener Donaukanal untersucht wird. Neue Bildgebungsverfahren zur Datierung von Musikhandschriften Franz Schuberts stehen im Mittelpunkt eines von Forschern der ÖAW und der Uni Salzburg geleiteten Projekts.

Wissenschafter der Uni Innsbruck, des Tiroler Landesarchivs und des Hochgebirgs-Naturparks Zillertaler Alpen widmen sich in ihrem Vorhaben der Halbedelsteine-Industrie im Zillertal des 18. Jahrhunderts. Mit historischen "Hörbriefen" beschäftigen sich Forscher des Technischen Museums Wien und der ÖAW. Weitere Themen sind etwa frühe Wiener Daguerreotypien, römerzeitliche Steindenkmäler der Donauprovinzen, die Auswirkungen des Klimawandels auf Museumsschädlinge oder neue Restaurierungsmethoden bei Verfärbungen an historischen Gebäuden. (APA, 1.6.2021)