Frauenstadträtin Kathrin Gaal, Bürgermeister Michael Ludwig (beide SPÖ) und Neos-Klubobfrau Bettina Emmerling präsentierten die Pläne am Dienstag.

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Das Jahr ist fünf Monate alt, und 14 Frauen wurden bereits getötet. In weiteren zwölf Fällen kam es laut dem Verein Autonome Frauenhäuser zu schwerer Gewalt oder einem Mordversuch. Die grausamen Fälle haben dieses Jahr – nach jahrelangen Forderungen von Institutionen, die im Gewaltschutzbereich tätig sind – zu einer Erhöhung des Budgets im Frauen-, Justiz-, Innen- und Gesundheitsministerium geführt: Die Bundesregierung kündigte vor wenigen Wochen an, knapp 25 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung zu stellen.

Zehn Millionen zusätzlich

Auch die Bundeshauptstadt stellt nun mehr Mittel für den Gewaltschutz, aber auch für die Präventionsarbeit zur Verfügung: Am Dienstag kündigte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) an, es werde zehn Millionen Euro zusätzlich geben, was einer Verdreifachung der Mittel gleichkomme. Gewalt an Frauen nehme man in Wien schon seit langer Zeit als Thema sehr ernst. Es gebe bereits ein dichtes Netzwerk an Präventionsmaßnahmen, besonders herausstreichen wollte Ludwig dabei die Aktivitäten der Wiener Frauenhäuser.

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Vier Wiener Frauenhäuser gibt es derzeit, 175 Frauen finden darin in Krisensituationen Zuflucht, Hilfe und Beratung. Ein fünftes Haus befindet sich aktuell im Bau und soll in der zweiten Hälfte 2022 fertig sein, 50 zusätzliche Plätze entstehen dadurch. Wien sei dann das einzige Bundesland, das den Schlüssel der Istanbul-Konvention nicht nur erfülle, sondern übererfülle, sagt der Bürgermeister.

Sprachlosigkeit überwinden

Es sei aber darüber hinaus notwendig und klar, dass man möglichst früh ansetzen müsse, um das Problem gewalttätiger Männer – denn Frauen werden zu einem sehr großen Teil von Männern aus ihrem Umfeld getötet – in den Griff zu bekommen. Deswegen werde man auch zusätzliches Geld für die Täterarbeit bereitstellen und in die Kinder- und Jugendarbeit investieren. Buben sollen "nicht aufwachsen mit der Einstellung, dass Frauen ein Besitz sind", sagt Ludwig. Es gelte als Stadt Gewalttätigkeit möglichst früh zu stigmatisieren, zu zeigen, dass Gewalt keine Lösung ist.

"Manchmal sucht man nach Worten, findet aber nur Trauer und Schmerz", sagt die für Frauen zuständige Stadträtin Kathrin Gaál. Die Politik müsse diese Sprachlosigkeit aber überwinden. "Es ist absolut inakzeptabel, dass Mädchen und Frauen um ihre Sicherheit fürchten müssen – in der Familie, auf der Straße oder am Arbeitsplatz." Das klinge allerdings oft einfacher, als es ist: "Familiär wie beruflich sind Frauen oft in einem Abhängigkeitsverhältnis gefangen oder wissen nichts von Unterstützungsangeboten." Gaál appellierte deswegen am Dienstag auch an die Medien, mehr über die Angebote zu berichten. Die Stadt starte außerdem eine Bewusstseinskampagne.

Was mit dem Geld unternommen wird

Auch Neos-Klubobfrau Bettina Emmerling betonte, man werde Gewalt an Frauen in Wien nicht akzeptieren. Der Grundstein dafür werde oft schon in der Jugend gelegt. Und um die Jugend gehe es auch in einem anderen Aspekt: "Männer, die Gewalt an Frauen ausüben, nehmen nicht nur in Kauf, dass sie das Leben der Frauen zerstören, sondern auch das ihrer Kinder." Da komme die Wiener Kinder- und Jugendarbeit ins Spiel – mit dem zusätzlichen Geld werde man die Dienstposten hier aufstocken, außerdem werde das ambulante Angebot ausgebaut, nannte Emmerling konkrete Pläne. (Lara Hagen, 1.6.2021)