Seinen Auftritt auf der Computex in Taipeh hat der Chiphersteller Nvidia unter anderem dazu genutzt, sein Grafikkarten-Lineup um zwei weitere Modelle zu ergänzen. Seiner üblichen Diversifizierungsstrategie folgend hat der Konzern nun auch seinem Midrange-Flaggschiff, RTX 3070, und dem ersten Highend-Modell, RTX 3080, jeweils eine stärkere Variante mit dem Namenszusatz "Ti" an die Seite gestellt.

RTX 3070 Ti

Die RTX 3070 Ti bringt 6144 statt 5888 Cuda-Cores mit. Sie erreicht zudem einen um 45 MHz höheren Boost-Takt (1,77 vs. 1,725 GHz) und verfügt über GDDR6X-Arbeitsspeicher anstelle von GDDR6, der einen Datendurchsatz von 19 Gb/s statt 14 Gb/s erreicht. Vergrößert wurde der Arbeitsspeicher jedoch nicht, es sind weiterhin 8 GB. Die restlichen Spezifikationen sind, zumindest in der Basisausführung von Nvidia selber, ident zur RTX 3070.

Die RTX 3080 Ti.

Laut Nvidias Benchmarks hält sich der Leistungsgewinn in Grenzen. Bei Berechnungen mit einfacher Präzision kommt die 3070 Ti auf 21,7 Teraflops, was eine Steigerung von knapp sieben Prozent zu den 20,3 Teraflops des Grundmodells bedeutet. Auch in den Benchmarkwerten für die Tensor-Performance liegt das Plus etwa auf diesem Niveau. Die ausgeschilderte Leistungsaufnahme steigt allerdings deutlich an, und zwar von 220 auf 290 Watt.

RTX 3080 Ti

Die RTX 3080 Ti stellt einen größeren Sprung dar und ist eigentlich eher eine "Light"-Version der RTX 3090, denn eine verbesserte 3080. Sie wurde auf 10240 Cuda-Cores aufgestockt, rund 1500 mehr als die RTX 3080 besitzt, aber nur um knapp 260 weniger, als die 3090 bietet. Zwar sinkt der Boost-Spitzentakt von 1,71 GHz auf 1,67 GHz, dafür gibt es aber 12 statt 10 GB GDDR6X-VRAM. Dessen Bandbreite wurde zudem von 320 auf 384 Bit angehoben, wie es auch bei der 3090 der Fall ist.

NVIDIA GeForce

Die Single Precision-Performance gibt Nvidia mit 34,1 Teraflops an, ein Plus von 14 Prozent zu den 29,8 Teraflops der 3080 und in Schlagdistanz zu den 35,7 Teraflops der 3090. Auch bei der Tensorperformance rückt die Karte deutlich näher an das nächsthöhere Modell, denn an ihre namentliche Vorlage. Die angegebene Leistungsaufnahme liegt mit 350 Watt ebenfalls auf ihrem Niveau.

Preise und "Verfügbarkeit"

Die RTX 3070 Ti soll ab 10. Juni zu haben sein, die US-Preisempfehlung hat Nvidia auf 599 Dollar gesetzt, 100 Dollar über der RTX 3070. Die 3080 Ti startet schon am 3. Juni. Ihr Preis spiegelt die Nähe zur 3090 wieder, er liegt bei 1199 Dollar, 500 mehr als man für die 3080 verlangt. Auch mehrere Partnerhersteller haben bereits eigene Varianten angekündigt.

Benchmarkwerte der RTX 3080 Ti im Vergleich mit den Vorgängergenerationen.
Foto: Nvidia

Dass die Karten in größerer Menge zu den empfohlenen Preisen zu haben werden, ist allerdings nicht anzunehmen, auch wenn Nvidia auf ihnen die Leistung für Ethereum-Kryptomining künstlich drosselt. Der aktuelle Chipmangel dürfte auch hier dafür sorgen, dass die Modelle zum Start schnell ausverkauft und dann nur noch in geringen Stückzahlen zu massiv erhöhten Preisen zu bekommen sind, was die Vorstellung für die meisten Interessenten faktisch zu einem "Paperlaunch" macht.

Die Chipkrise ist anhaltend. Wie lange die Situation noch so angespannt bleibt, wird unterschiedlich eingeschätzt. Manche Beobachter halten erste Entspannung bereits im Herbst oder Winter für möglich. Andere Unternehmen, darunter Acer und Intel – das voraussichtlich kommendes Jahr selbst mit eigenen Gaming-Grafikkarten antreten wird – rechnen damit, dass die schlechte Verfügbarkeit bis ins kommende Jahr ein Problem sein wird. (gpi, 1.6.2021)