Soziale Außenseiter mit Mission: "Tom & Huck" im Renaissancetheater.

Foto: Rita Newman

Mark Twains Bubengespann Tom Sawyer und Huckleberry Finn lässt sich für jede Generation mühelos neu entdecken. Nicht nur sind die Abenteuer der Sozialrebellen archetypisch, auch die den Romanen eigene Moral, dass sich das Recht über den Umweg des Abweichlertums durchsetzt, hat die Zeit überdauert. Für ältere Semester war die TV-Serie aus den 1970er-Jahren eine Einstiegshilfe in Twains Südstaatenwelt, das Theater der Jugend versucht Ähnliches nun im Renaissancetheater mit Tom & Huck zu leisten – in der Bearbeitung von Clemens Pötsch und Felix Metzner jedoch mit deutlichen aktuellen Anpassungen.

Sinsistre Machenschaften

Um es gleich vorwegzunehmen: Huck ist in Metzners Inszenierung ein Tomboy mit Elvis-Tolle (Victoria Hauser). Wild und unangepasst, den Finger lose an der Steinschleuder, gibt sie dem Tachinierer Tom (Stefan Rosenthal) den Ton an. Als drittes Rad am Wagen wirkt die Sherifftochter Becky (Runa Schymanski) rein äußerlich adrett, entpuppt sich aber als eherne Verfechterin von Bürgerrechten. Das Trio wird per Zufall zum Zeugen der sinistren Machenschaften des mächtigsten Mannes in St. Petersburg, Joseph Nadini, ein schmieriger Mafioso (Wolfgang Seidenberg), den es Gott weiß wie in dieses Eck verschlagen hat.

Pötsch und Metzner meinen es mit ihren Aktualisierungen etwas zu gut. Die Gender-Nachschärfungen erweitern das einst nur männliche Buddy-Teamwork harmonisch, warum man das Geschehen jedoch unbedingt in das Atomzeitalter der 1960er übertragen musste, inklusive drohenden Super-GAUs, erschließt sich nicht ganz. Unbeirrt von dem Übergewicht der Themen bewegt sich das Ensemble auf der hübsch reduzierten Bühne (Andreas Lungenschmid) flott bis zur Twain’schen Schlüsselszene, bei der die Rabauken ihr eigenes Begräbnis sprengen. (kam, 2.6.2021)