Am Anfang stand der Plan, nach Svalbard – Spitzbergen – zu reisen, um die Kontamination mit Mikroplastik zu erforschen und so ein relevantes Thema für die Masterarbeit zu finden. Doch die Expeditionspläne von Max Kortmann und Sebastian Pohl, Studenten am Institut für Ökologie der Uni Innsbruck, wurden um ein gutes Stück größer, als sie der Schweizer Dario Schwörer auf sein Segelschiff einlud. Der Klimaforscher bereist seit 20 Jahren mit seiner Familie die Weltmeere, um auf die Folgen der Erderwärmung hinzuweisen, und nimmt dabei immer wieder auch weitere Forscher mit.

Expedition in die Arktis: Sebastian Pohl und Max Kortmann, Studenten der Uni Innsbruck.
Fotos: Privat

Pohl und Kortmann verbindet neben ihrem Forschungsinteresse auch die Lust an Berg- und Naturabenteuern. Sie gehen Anfang Juni in Tromsø in Norwegen für eine achtwöchige Reise an Bord von Schwörers Schiff. "Die Route führt durch die Barentssee nach Svalbard, wo wir an der unbesiedelten Ostküste – hunderte Kilometer von der arktischen Stadt Longyearbyen entfernt – landen und Proben nehmen wollen", sagt Pohl. Die Reise per Segelschiff erlaubt es, auch an unzugänglichen Küstenabschnitten an Land zu gehen. Von Svalbard geht es weiter entlang der Packeisgrenze zur Ostküste Grönlands, bevor Kurs auf die südlichere Insel Jan Mayen genommen wird. "Dort wollen wir den Beerenberg – ein 2277 Meter hoher Vulkan und höchster Berg der Arktis – besteigen, um auf dem Gipfel Proben zu nehmen", sagt Kortmann. "Hier, weit von jeder menschlichen Aktivität, Mikroplastik zu finden, wäre dramatisch."

Neue Analysemethoden

Die Forscher werden geschmolzene Schnee- und Eisproben filtern, eventuell Sedimentproben nehmen. Auch Guano, Seevögelexkremente, sollen gesammelt werden, um auf Mikroplastikverbreitung durch die Tiere schließen zu können. Die Forscher selbst tragen bei der Probennahme Baumwolloveralls, um selbst keine Plastikpartikel der Funktionskleidung zu hinterlassen und so vielleicht das Ergebnis zu verfälschen.

Mit den Proben soll nicht nur die Datenlage zur Mikroplastikbelastung verbessert werden. Die Forscher wollen auch ergründen, welchen Einfluss sie auf lokale Ökosysteme hat. "Nachdem die Partikel Lebensgrundlage gewisser Mikroorganismen sind, könnte das die Zusammensetzung verändern. Zudem können Pathogene wie Viren gut an Mikroplastik anhaften und auf diese Art verbreitet werden", sagt Pohl. Mittels neuer Analysemethoden sollen besonders kleine Partikel untersucht werden. Zudem soll auch auf Zusammensetzung und Ursprünge rückgeschlossen werden.

Wichtiges Ziel der Forscher ist die Bewusstseinsbildung bei jungen Menschen. Von ihrer per Crowdfunding finanzierten Expedition wollen sie umfassend auf Social-Media-Kanälen berichten. Danach tingeln sie etwa durch Schulen in Deutschland, Österreich und Liechtenstein, um über die unsichtbare Gefahr durch die kleinen Plastikpartikel aufzuklären. Auch der weitere Weg der beiden Wahltiroler – der 1992 geborene Pohl stammt aus Niederösterreich, Kortmann, Jahrgang 1991, aus Bayern – erscheint bereits recht klar: Weitere Expeditionen sollen folgen, um in den folgenden Doktorarbeiten ein umfangreicheres Bild der Mikroplastikbelastung der Arktis zu schaffen. (6.6.2021, Alois Pumhösel)