Das ist richtig dumm gelaufen. Die Japanerin Naomi Osaka (23), ein Superstar des Tennissports, ist bei den French Open in Paris vorzeitig ausgestiegen, gleichzeitig gab sie bekannt, dass sie an Depressionen und sozialen Phobien leidet. Zuvor hatten sie die Turnierveranstalter mit einer Geldstrafe von 15.000 US-Dollar belegt, weil sie nicht zur obligatorischen Pressekonferenz nach ihrem ersten gewonnenen Match erschien. Noch etwas früher, vor Turnierbeginn, hatte Osaka in sozialen Medien den Boykott eben jener Medientermine angekündigt, von denen sie sich unter Druck gesetzt fühlte.

Naomi Osaka (23), ein Superstar des Tennissports.
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Aus dieser Geschichte sind nicht wenige Lehren zu ziehen. Dass auch Superstars an Depressionen leiden können, ist nur eine davon. Darüber hinaus hat Osaka sicherlich nicht perfekt kommuniziert. Hätte sie einen direkten Draht gewählt, wäre sie wohl auf Verständnis gestoßen. So fühlten sich die Pariser brüskiert und reagierten ihrerseits harsch. Die Medien befragten andere Tennisstars zur Causa, etliche ließen durchklingen, die viermalige Grand-Slam-Turniersiegerin solle sich nicht so anstellen, Pressearbeit gehöre halt dazu. Kaum jemand hat nachgedacht oder gar nachgefragt, was Osaka zu ihrem Schritt bewegt haben könnte.

Das ist nicht nur dumm gelaufen, das ist auch traurig. Reden wäre in diesem Fall Gold gewesen, Posten und Urteilen aus der Ferne war maximal Blech. (Fritz Neumann, 1.6.2021)