Grün für Radfahrer? In der Skizze der Stadt Wien haben Autos nach wie vor mehr Platz im Straßenraum.

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Eine Grafik, die die Stadt Wien auf Twitter geteilt hat, sorgt derzeit für Aufregung. Getitelt ist sie mit "Verkehrsmanagement der Zukunft für ökologische Mobilität". Zu sehen ist darauf eine Verkehrssituation in einem Kreuzungsbereich, wo allerlei technologische Innovationen abgebildet sind.

So gibt es Parkplatzkameras, die an eine App melden, wenn es einen freien Parkplatz gibt. Gezeigt werden Countdown-Ampeln, die herunterzählen, wie lange es dauert, bis die Grünschaltung erfolgt. Intelligente Ampeln stellen auf Grün um, sobald sich ein Fußgänger nähert. Wie lange die Ampel grün bleibt, wird vom Tempo des Fußgängers abhängig gemacht. Eine "intelligente Navigation" bezieht in der Routensuche auch sensible Gebiete wie Krankenhäuser und Schulen mit ein, wo Lärmbelästigung vermieden werden soll.

Fünf Autos, ein Radfahrer

Was viel mehr als der technische Fortschritt allerdings sofort ins Auge sticht, sind die vielen Autos, die nach wie vor zu sehen sind – nämlich fünf an der Zahl. Dem steht ein einziger Radfahrer gegenüber. Der eingezeichnete Radweg ist außerdem sehr schmal ausgefallen. Und er endet in einem Zebrastreifen, den man laut Straßenverkehrsordnung nicht mit dem Fahrrad überqueren darf. Absteigen und schieben ist da also die einzige Lösung.

Sieht die Stadt Wien vor lauter Begeisterung für technologische Entwicklungen also die einfacheren Möglichkeiten nicht, die es gäbe, um das Verkehrssystem ökologischer zu machen? Barbara Laa, Expertin für Verkehrsplanung und Sprecherin der Initiative Platz für Wien, kritisiert im Gespräch mit dem STANDARD, dass in der Darstellung der Radverkehr nicht stärker hervorgehoben wird. Dadurch könnte man Ökologisierung erreichen. Die Stadt habe sich auch dazu bekannt, den Radverkehr auszuweiten.

"Fatales Zeichen"

"Bei aller Liebe für Technologie, es ist ein fatales Zeichen, wenn man auf die Details nicht achtet", sagt Laa. Technologiefeindlich will die Verkehrsplanerin nicht auftreten, weil Innovationen im Verkehr in Zukunft eine wichtige Rolle spielen würden. Es sei aber ein Fehler, dem alles andere unterzuordnen. (Rosa Winkler-Hermaden, 1.6.2021)