Wenn es um Politik in Videospielen geht, geben sich viele Entwickler vorsichtig. Selbst wenn ein Game mehr oder weniger offensichtliche Anspielungen enthält, ist die offizielle Haltung oft betont apolitisch. Nicht so bei der nächsten Ausgabe der Farcry-Reihe.

Vor wenigen Tagen zeigte Ubisoft erstmals einen Trailer mit Gameplay aus dem Titel, der sich diesmal den fiktiven karibischen Instelstaat Yara als Handlungsrahmen ausgesucht hat. Fünf Jahre lang habe das Team "angstlos" an der Geschichte des Games arbeiten können, schreibt nun der für die Erzählung Hauptverantwortliche Narrative Director Navid Khavari.

Geschichte der Revolutionen

Der offensichtlichste Vergleich, der sich zu der vom Diktator Anton Castillo mit brutaler Hand geführten, gespaltenen Nation anbietet, ist natürlich Kuba. Doch die Karibikinsel, in der kürzlich die Ära der Castro-Brüder endete und ihr Vertrauter Miguel Diaz-Canel ins höchste Amt gehievt wurde, ist laut Khavari nur eine von mehreren Inspirationsquellen. Man habe sich auch mit anderen Ländern beschäftigt, die im Laufe ihrer jüngeren Geschichte politische Revolutionen durchgemacht haben.

Ubisoft

Man habe eine Reihe von Leuten an Bord geholt, die aus erster Hand über solche Erfahrungen berichten können. Dazu konnten auch Fachleute immer wieder Feedback zur Story geben, da man sicherstellen wollte, dass diese glaubhaft und auch sensibel erzählt werde. Auch Khavaris Familie selbst war einst von den Folgen einer Revolution betroffen. Abgebildet werden soll nicht nur der Kampf Revolutionäre gegen Unterdrückung, sondern auch Aspekte wie die Bedeutung freier und fairer Wahlen, Rechte von LGBTQ-Personen oder auch die Folgen des Imperialismus.

"Harte Fragen"

Was man in dem Spiel nicht finden werde, sei ein vereinfachter, einseitiger Kommentar zur aktuellen politischen Situation Kubas. Stattdessen solle die Handlung auch "harte Fragen" aufwerfen, gleichzeitig aber auch manche ernstere Themen mit einer gewissen Leichtigkeit und Humor behandeln, wie es der "DNA" der Farcry-Serie entspreche. Man wünscht sich, dass die Spieler die Handlung für sich sprechen lassen werden, ehe sie sich eine Meinung über ihre politischen Aussagen bilden.

Foto: Ubisoft

Schon in Farcry 5 nahm sich Ubisoft eines politisch durchaus aufgeladenen Szenarios an. Der Spieler wurde damals in den Kampf gegen eines zunehmend radikalere Sekte im amerikanischen Hinterland geschickt. Einige Kritiker befanden die Versuche, sich inhaltlich mit dem Szenario auseinander zu setzen, allerdings als eher halbherzig umgesetzt.

Manche sahen wiederum sehr wohl politische Statements und Anspielungen in dem Spiel, allerdings weniger bezogen auf moderne radikal-evangelikale Bewegungen der Trump-Ära, sondern stärker bezogen auf kultartige Bewegungen und rechtsextreme Milizen der 1990er-Jahre.

Farcry 6 soll am 7. Oktober für PC, Xbox One, Xbox Series X/S, Playstation 4 und 5 sowie Google Stadia und Amazon Luna erscheinen. (red, 1.6.2021)