Super-Apps und digitale Wallets – Die Zahlungswelt ist im Wandel.

Foto: imago images/photothek

Wien – Internationale Überweisungen in Echtzeit, Super-Apps als Serviceplattformen mit eigenen Bezahlfunktionen und Cyberwallets: All das dürften bald auch in Europa keine Zukunftsmusik mehr sein. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Charting a cause amid evolution and revolution" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC).

Demnach wird das bargeldlose Transaktionsvolumen weltweit bis 2025 um mehr als 80 Prozent auf 1,9 Billionen Dollar (2020: 1,0 Billionen) zulegen. Bis 2030 dürfte sich die Zahl der digitalen Zahlungen pro Person nahezu verdreifachen. "Die Corona-Pandemie hat den Wechsel von Bargeld auf digitale Zahlungen um drei bis fünf Jahre beschleunigt", erklärt Andreas Pratz, Partner bei Strategy & und Mitautor der Studie.

Infrastruktur verändert sich

"Die gesamte Infrastruktur des Zahlungsverkehrs veränderte sich, und zwar rasch und fundamental. Durch die Entstehung neuer Zahlungswege und innovativer Geschäftsmodelle rückt auch das Szenario einer globalen bargeldlosen Gesellschaft in Sichtweite", sagt Pratz.

Das kräftigste Wachstum wird für die asiatisch-pazifischen Märkte erwartet: Dort dürften die bargeldlosen Transaktionsvolumen bis 2025 um 109 Prozent und von 2025 bis 2030 um weitere 76 Prozent zulegen. Für Afrika werden bis 2025 Zuwächse um 78 Prozent und bis 2030 um 64 Prozent gesehen. In Europa sind bis zu 64 Prozent bzw. 39 Prozent mehr digitale Transaktionen möglich. Für die USA und Kanada werden niedrigere Zuwachsraten prognostiziert.

Super-Apps geben Takt vor

Während in Asien bereits zahlreiche neue Geschäftsmodelle und Innovationen wie multifunktionale "Super-Apps" großer E-Commerce-Konzerne oder QR-Codes für den Supermarkteinkauf zum Einsatz kommen, herrscht in Europa, Nord- und Südamerika ein wesentlich niedrigeres Innovationstempo. Zwar steigt in Europa die Akzeptanz für Karten und mobile Zahlungen, doch in einigen der größeren europäischen Volkswirtschaften gibt es immer noch mehr Bargeld als bargeldlose Transaktionen.

Der tiefgreifende Wandel im internationalen Zahlungsverkehr betrifft laut den PwC-Experten aber nicht nur traditionelle Zahlungsmittel für Waren und Dienstleistungen wie Bargeld oder analoge Rechnungen – die gesamte Infrastruktur der Zahlungsverkehrssysteme weltweit bis hin zu den Geschäftsmodellen der Marktakteure stehe vor einem Quantensprung.

Der Studie zufolge werden sechs Makrotrends den Zahlungsverkehr in den kommenden fünf Jahren wesentlich beeinflussen. Dazu zählen Digitalwährungen, digitale Geldbörsen und grenzüberschreitende Zahlungen. "Alle Akteure im internationalen Zahlungsverkehr sollten jetzt verstärkt in wettbewerbsfähige Zahlungslösungen investieren", sagt Roland Schöbel, Partner und Financial Services Leader bei PwC Österreich. "Die beschleunigte Umstellung auf digitale Zahlungen bietet neue Ertragschancen für die gesamte Branche, insbesondere auch für Banken." (red, 2.6.2021)