Yitzhak Herzog ist mit der Macht quasi aufgewachsen, ebenso mit der Arbeiterpartei Israels. Der neue Präsident Israels – der elfte im Amt seit der Staatsgründung 1948 – stammt aus einer Politikerdynastie der Arbeiterpartei Awoda respektive ihrer Vorgängerpartei Mapai. Er ist der erste Präsident aus der Awoda seit Ezer Weizmann, der bis 2000 amtierte.

Yitzhaks Vater Chaim Herzog war selber zehn Jahre lang, von 1983 bis 1993, Staatspräsident, davor saß er als Abgeordneter für die Awoda in der Knesset. Chaims Bruder Jaakov war Diplomat und Berater der Premierminister David Ben-Gurion, Moshe Sharett, Levi Esckol und Golda Meir, der ersten vier Regierungschefs des jungen Staates. Yitzhaks Onkel Abba Eban, der Schwager Chaim Herzogs, wiederum bekleidete von 1959 bis 1974 verschiedene Ministerämter, unter anderem war er acht Jahre lang Außenminister.

Yitzhak Herzog ist zum neuen Präsidenten Israels gewählt worden.
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Yitzhak Herzog wurde 1960 in Tel Aviv geboren. Während der dreijährigen Amtszeit seines Vaters als Vertreter Israels bei den Vereinten Nationen lebte er in New York, wo er nach dem Schulbesuch später auch studierte. 1978 rückte er zur Armee ein, wo er in einer Spezialeinheit für elektronische Aufklärung diente. Nach einem Rechtsstudium in Tel Aviv arbeitete er in der von seinem Vater gegründeten Rechtsanwaltskanzlei Herzog, Fox & Ne'eman.

Ministerämter und Knessetmandat

Seine politische Laufbahn startete Yitzhak Herzog 1999 als Kabinettssekretär in der Regierung Ehud Baraks. 2003 zog er für die Awoda erstmals in die Knesset ein und blieb bis 2018 Abgeordneter. In der Koalitionsregierung mit Ariel Sharons Likud erhielt Herzog 2005 das Amt des Bau- und Wohnungsministers. Die Awoda schied jedoch rasch wieder aus der Koalition aus. Unter er Regierung Ehud Olmerts bekleidete er ebenso Ministerämter wie unter Benjamin Netanjahu: Er führte die Ministerien für Tourismus, für Diasporaangelegenheiten und den Kampf gegen Antisemitismus und für Wohlfahrt und Soziale Dienste. 2011 trat er aus der Regierung zurück, deren Kurs er schon zuvor scharf kritisiert hatte.

Am Dienstag begab sich Herzog zum Gebet an die Klagemauer.
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Im November 2013 übernahm Herzog die Awoda als Parteichef und wurde damit zum Oppositionschef gegen Netanjahu. 2015 verlor er die Knessetwahl in einem Wahlbündnis mit Tzipi Livni knapp gegen Netanjahus Likud. 2017 verlor er den Parteivorsitz der Awoda, blieb jedoch noch Fraktionsführer in der Knesset. Nach seiner Wahl zum Chef der Einwanderungsorganisation Jewish Agency for Israel im Jahr 2018 legte er auch den Fraktionsvorsitz und das Knessetmandat zurück.

Bougie

Bekannt ist Yitzhak Herzog auch unter dem Spitznamen "Bougie". Dieser Name soll von Yitzhaks Mutter herrühren: Die in Ägypten geborene und französischsprachige Aura Herzog Ambache mixte das französische und das hebräische Wort für Puppe zusammen – aus "Poupée" und "Buba" wurde so Bougie. Auf dem internationalen Parkett bevorzugt er selbst jedoch die englische Schreibweise seines Vornamens gegenüber der hebräischen, also Isaac statt Yitzhak. Seinen Vornamen erhielt er nach seinem Großvater: Yitzhak HaLevi Herzog war zunächst Großrabbiner in Irland, ab 1937 bis zu seinem Tod 1959 führte er das aschkenasische Judentum zunächst als Oberrabbiner von Palästina und dann von Israel an.

Mit der Anwältin Michal Herzog hat der neue Präsident drei Söhne. (Michael Vosatka, 2.6.2021)