Wenn in der Tech-Berichterstattung von Robotern die Rede ist, dann geht es meist um Maschinen, die einen produktiven Zweck erfüllen – etwa den autonomen Transport von Paketen durch eine Lagerhalle, das Braten von Burgern, die Inspektion von Kanalrohren oder die Unterstützung von Pflegepersonal, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Aber nicht jeder Roboter muss sich sinnvoll als Arbeitstier bewähren können, um andere Menschen zu erfreuen. Auch praxisuntaugliche und offenkundig "sinnlose" Konstruktionen erfreuen sich großer Beliebtheit im Netz.

Eine der bekanntesten Rube-Goldberg-Maschinen: die automatische Serviette.
Foto: Public Domain

Von Rube Goldberg bis zur Useless Box

Als "Vater" dieser Kategorie lässt sich am ehesten der US-amerikanische Cartoon-Zeichner Rube Goldberg (1883–1970) bezeichnen. In seinen Comics tauchten immer wieder Maschinen auf, die einfachste Aufgaben – wie das Abwischen des Gesichts mit einer Stoffserviette – durch die Aneinanderreihung zahlreicher Mechanismen mit massiv übertriebener Komplexität umsetzten. Sie inspirierten zahlreiche popkulturelle Referenzen und sogar die bekannte Videospiel-Reihe namens "The Incredible Machine".

Eine Useless Box in der Donald-Trump-Edition.
Ruojun Liu

Als erste moderne – sprich: elektronisch gestützte, automatisierte – Konstruktion ihrer Art wird oft die sogenannte Useless Machine" oder "Useless Box genannt. Sie besteht aus einer Schachtel mit einem Schalter. Wird dieser umgelegt, so öffnet sich die Box und ein "Finger" legt den Schalter wieder in die andere Richtung um, verschwindet wieder und stellt somit den Ausgangszustand her. Auf wen die erste dieser Maschinen zurückgeht, ist nicht eindeutig geklärt. Zugeschrieben wird sie meist dem 2016 verstorbenen KI-Pionier Marvin Minsky, der sie während seiner Ausbildung in den Bell Labs im Jahr 1952 entwickelt haben soll.

In den 2000er-Jahren wurde diese Maschine jedenfalls wieder entdeckt und erlangte via Youtube und soziale Medien einige Bekanntheit. Und es dauerte auch nicht lange, bis sie von Bastlern aus aller Welt nachgebaut und aufgerüstet wurde. Etwa in Varianten mit mehreren Schaltern, Sprachausgabe und der Fähigkeit, sich die Reihenfolge, in der sie umgelegt wurden, zu merken. Genauso gibt es aber auch eine Version mit Wärmesensor und Teelicht, die nichts anderes tut, als die Flamme zu ersticken – kurz nachdem man den Docht angezündet hat. Und freilich darf auch eine Donald-Trump-Edition auch nicht fehlen.

Diese Useless Box löscht die Flamme eines Teelichts.
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Gar nicht so "beschissene" Roboter

Einen kleinen Einblick in dieses "Tech-Genre" gibt das Reddit-Forum "Shitty Robots". Hier geht es aber nicht nur um selbstgebastelte Roboter, die nie etwas "Sinnvolles" vollbringen sollten, sondern auch um kurios gescheiterte Projekte sowie kommerzielle Produkte, deren praktische Nützlichkeit zumindest angezweifelt werden darf. Braucht es etwa wirklich eine Maschine, um einzelne Papiertücher auszugeben?

Auch für Leute, die selbst Hand anlegen wollen, ist einiges dabei. Viele Nutzer teilen nicht nur Aufnahmen ihrer dubiosen, aber unterhaltsamen Kreationen, sondern liefern auch gleich Bauanleitungen mit. Die Komplexität reicht von relativ einfach umzusetzenden Geräten – wie besagter Useless Box – bis hin zu komplexen Konstruktionen, die Programmierkenntnisse voraussetzen und für die manche Bauteile erst mit einem 3D-Drucker hergestellt werden müssen.

Doch was motiviert diese Menschen, ihre Zeit in solche Projekte zu stecken? In vielen Fällen ist es wohl einfach die Freude am Tüftel-Hobby und die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten auszutesten und vorzuführen. Dazu kommt die eigentlich banale Erkenntnis, dass auch das Basteln mit Technik längst nicht immer ein klassisch "produktives" Ziel erfüllen muss. "Umwegrentabilität" ist aber natürlich nicht ausgeschlossen, denn immerhin kann man sich im Rahmen solcher Experimente neues Wissen und neue Skills aneignen, aus denen man vielleicht eines Tages praktischen Nutzen zieht.

Wissensvermittlung

Es gibt aber auch noch einen anderen Aspekt, den man nicht übersehen sollte. Manche Maschinen mögen zwar einen Zweck unnötig komplex oder nur rudimentär erfüllen, eignen sich aber exzellent zur anschaulichen Vermittlung von Wissen.

NightHawkInLight

Ein Beispiel dafür ist etwa der Youtube-Kanal NighthawkInLight. Dessen Betreiber, Ben Cusick, baut immer wieder auch Geräte, deren praktischer Mehrwert eher gering ist, die aber physikalische Konzepte eindrucksvoll demonstrieren. Ein neueres Highlight ist etwa ein Hotdog-Brater, in dem die Wurst schwebt. Um dies zu erzielen, macht er sich hauptsächlich den sogenannten Coanda-Effekt, der die Tendenz von Gasen und Flüssigkeiten, entlang konvexer Oberflächen zu strömen, beschreibt.

So ein Gerät selbst umzusetzen ist allerdings ein etwas umfangreiches Unterfangen. Ein simpleres Experiment, das sich sowohl für den Schulunterricht als auch als Grundlage für eine Maschine eignet, demonstriert der mittlerweile leider inaktive Channel AmazingScience in Form des "einfachsten Elektrozugs der Welt". Es handelt sich dabei um eine zwischen Magneten steckende Batterie, die sich mittels elektromagnetischer Kräfte in einer Kupferspiele so lange von selbst im Kreis bewegt, bis ihre Ladung zu schwach wird.

AmazingScience

Nutzlos, aber wertvoll

Womit abschließend eigentlich nur noch eine philosophische Frage zu klären bleibt. Nämlich: Sind Useless Box und Konsorten wirklich nutzlos? Nach brutaler Wirtschaftslogik vielleicht ja, denn immerhin werden Zeit und Geld in die Erschaffung eines Geräts investiert, das weder eine Dienstleistung vereinfacht noch bei der Herstellung einer Ware hilft.

Dabei würde man aber verkennen, dass man sich von ihnen inspirieren und begeistern lassen – und von ihnen auch lernen kann. Aspekte, die eigentlich unschätzbar wertvoll sind, auch wenn man sie nicht in Geld messen kann. (gpi, 3.6.2021)