Für den ORF in Sachen Fußball-Europameisterschaft im Einsatz: Anna Lallitsch und Peter Filzmaier.

Foto: ORF/Roman Zach-Kiesling

Wien – Der ORF wird die Fußball-Europameisterschaft der Herren von 11. Juni bis 11. Juli täglich mit bis zu zwölf Stunden Programm begleiten. Dabei steht ORF 1 traditionell stark im Zentrum, aber auch auf Ö3, ORF III und den Online-Angeboten des ORF wird die vom Vorjahr auf heuer verschobene EURO 2020 begleitet. Neben bewährten Kräften setzt das öffentlich-rechtliche Medienunternehmen mit Anna Lallitsch erstmals auch auf eine Frau als EM-Kommentatorin.

Der ORF überträgt fast alle Spiele und kommt damit auf insgesamt rund 200 Stunden Live-Berichterstattung. An Spieltagen des Nationalteams bietet der ORF bis zu zwölf Stunden Live-Programm. Lediglich die sechs Parallelspiele am Ende der Gruppenphase zeigt oe24.tv als Sublizenznehmer. Weitere drei Spiele der in zehn europäischen Städten und in Baku ausgetragenen EURO 2020 sind beim Privatsender der Mediengruppe Österreich in Kooperation mit dem ORF zu sehen.

"Wir freuen uns sehr auf die EURO. Es ist eines der ganz großen Highlights des heurigen TV-Jahres und ein multimediales Erlebnis für den ganzen ORF", sagte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Man wolle nicht nur Bewährtes gut ins Bild setzen, sondern auch neue Akzente setzen. So werden etwa Ko-Kommentatoren (Roman Mählich und Helge Payer) bei den meisten Spielen eingesetzt, aber auch erstmals eine Frau ein Herren-Großevent für den ORF kommentieren. Anna Lallitsch war bereits als Fußball-Kommentatorin für die FIFA-Frauen-WM oder auch die 2. Liga im Einsatz. Nun wird die Grazerin bereits am zweiten Spieltag die Partie Dänemark gegen Finnland kommentieren. Am 16. Juni ist sie bei Finnland gegen Russland im Einsatz. Ihre EM-Premiere endet am 21. Juni mit der Zusammenfassung von Finnland gegen Belgien.

Positive Reaktionen

"Ich freue mich sehr. Damit wird ein Traum für mich wahr", sagte Lallitsch. Bisher habe sie großteils positive Reaktionen auf ihre Funktion als Kommentatorin erhalten. So werde ihr viel Emotion attestiert und bemerkt, dass sie mit Herzblut bei der Sache sei. Auf einen Sturm der Entrüstung, wie er in der Vergangenheit manchen weiblichen Kommentatorinnen, die in Männerdomänen vorgestoßen sind, widerfahren ist, rüste sie sich nicht. "Ich beschäftige mich damit, falls es soweit kommt. Prinzipiell sollte es keinen Unterschied machen, ob eine Frau oder ein Mann kommentiert", so Lallitsch. ORF-TV-Sportchef Hans Peter Trost meinte, man versuche weitere Kommentatorinnen aufzubauen, da man hier durchaus Nachholbedarf habe. Zugleich betonte er, dass die Sportredaktion zu 40 Prozent aus Frauen bestehe, viele davon aber nicht sichtbar seien.

Als weitere Kommentatoren sind Oliver Polzer, Thomas König, Boris Kastner-Jirka, Michael Roscher, Dietmar Wolff, Michael Bacher und Daniel Warmuth im Einsatz. Letztgenannter feiert wie Lallitsch sein Debüt bei einem Großevent. Spiele ohne österreichische Beteiligung werden aus einem aufgerüsteten Studio im ORF-Zentrum am Küniglberg präsentiert. Dabei wechseln sich Alina Zellhofer, Kristina Inhof, Rainer Pariasek und Bernhard Stöhr als Gastgeber ab. Die Experten Herbert Prohaska, Roman Mählich und Helge Payer stehen ihnen zur Seite. Thomas Steiner beobachtet das Geschehen aus Sicht des Schiedsrichters.

Am Ort des Geschehens ist der ORF bei den Österreich-Spielen in Bukarest und Amsterdam – und im Falle eines Aufstiegs auch bei den folgenden Partien. Zudem sind Reporter an EM-Schauplätzen wie dem Stützpunkt des österreichischen Nationalteams in Seefeld unterwegs. Oberste Priorität habe dabei die Gesundheit der Mitarbeiter, betonte Trost. "Wir haben die Teams sehr behutsam aufgestellt", erklärte er.

Anderer Blick

Neben den Live-Übertragungen, Analysen, Interviews und Hintergrund-Reportagen wolle der ORF heuer auch einen anderen Blick auf das "Faszinosum Fußball" bieten, sagte ORF 1-Channelmanagerin Lisa Totzauer. So habe man etwa zwanzig zehnminütige "Heimspiel – Europa am Ball"-Ausgaben geplant. Dabei sollen kreative, originelle und kluge Geschichten rund um den Fußball im Zentrum stehen. Geklärt werden soll etwa, was alles im Stadionrasen lebt und was im Körper eines Fußballers während eines Spiels passiert.

Unterstützung leistet der Politologe Peter Filzmaier. Der bekennende Fan des FC Barcelona und passionierte Läufer wird jedoch bei seinem Fachgebiet bleiben, wie er erklärte: "Fußball ist mehr als Tore und Elfmeter. Im Umfeld passieren viele politische und kommunikative Dinge." So wirft er einen Blick darauf, wie sich Politiker als Fans inszenieren, wie Niederlagen schön und Favoritenrollen kleingeredet werden und welche nationale Bedeutung Sieg oder Niederlage für Länder haben können. Die erste Ausgabe von "Heimspiel – Europa am Ball" steht am 11. Juni um 18.10 Uhr in ORF 1 auf dem Programm. Knapp drei Stunden später findet das Eröffnungsspiel Italien gegen die Türkei statt.

Abseits von ORF 1 können sich Ö3-Hörer und -Hörerinnen gewiss sein, dass sie kein Tor verpassen. Der Radiosender ruft für die 51 Spiele eine "Torgarantie" aus. "Wenn etwas passiert – sofort informiert", so das Motto. Die Spiele können aber auch über die ORF-TVthek per Livestream verfolgt werden. Für 24 Stunden stehen sie zudem als Video-on-Demand zur Verfügung. Bei allen Österreich-Spielen und weiteren Highlight-Begegnungen bietet der ORF auf sport.orf.at einen Live-Ticker an. (APA, 2.6.2021)