Justiz-Sektionschef Christian Pilnacek

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Nicht nötig, den Verfassungsgerichtshof gleich zu daschlogn. Der Vorschlag, österreichische Höchstrichter von trockener Juristerei zu entlasten und stattdessen bei Rum und Zigarren auf Kuba ihres Amtes walten zu lassen, zeugt von selbstloser Menschlichkeit. Wolfgang Brandstetter muss ja nicht der Einzige von ihnen sein, der dann in Havanna eine Anwaltskanzlei eröffnet, um unter dem Motto "Pilnacek, venceremos!" die Karibik dem Rechtsverständnis einer Regierung Kurz zu erschließen. Mit einer schwarzen Vizepräsidentin kann das gar nicht fehlschlagen, und die Draufgabe einer "guten Müllfrau" grenzt schon an Justizhilfe vor Ort.

Die eigene Frau beruflich aufzuwerten, wollte Pilnacek nicht bei der MA 48 intervenieren lassen, sein Feminismus hält sich in den Grenzen des bürgerlichen Anstandes. Jetzt brauchte er nur noch die Konsequenz aus seiner Erkenntnis zu ziehen: "Einem vom VfGH fehlgeleiteten Rechtsstaat kann man nicht mehr dienen." Die Karibik ruft!

Auslagerung des Höchstgerichtes

Leider schlägt sich der fromme Wunsch einer Auslagerung des Höchstgerichtes mit dem frömmeren einer Auslagerung der FPÖ, manchmal ist es zu viel und zu wenig zugleich. Der tiefgreifende Wandel dieser Partei von Norbert zu Herbert ist, wenn überhaupt, für Kurz interessant, sonst eher weniger. Der Norbert vollzog seine Bruchlandung wenigstens nicht ohne Pilotenschein, der Herbert mit einem Curriculum als Mastermind von Strache wäre vom AMS nicht vermittelbar. Sein Praterauftritt hat zwar die Teilnehmer davon überzeugt, dass der Wurschtel lebt, Haimbuchner indes davon, dass solches nicht als Parteiobmann sein müsse – nur weil ihm der Saft, in dem er gut steht, zu Kopf gestiegen ist.

Nach all dem sehnt man sich nach der würzig-reinen Tiroler Bergluft, dorthin, wo sich kristallklare Bächlein und ebenso klare politische Entscheidungen dahinschlängeln, weshalb ein Landeshauptmann gar nicht anders kann, als alles sauber zu finden, was da kreucht und fleucht. Nur außerhalb der Landesgrenzen hat man sich vielleicht gewundert, dass der größte Auftrag für PCR-Tests an einen Urologen ging. Der Grund lag aber auf der Hand, bei der Seuchenbekämpfung musste alles so schnell wie in Ischgl gehen, und in der Eile war es nicht möglich, einen Proktologen mit deutscher Staatsbürgerschaft und Erfahrung in Kunstfehlern aufzutreiben.

Kitzbüheler Eventbranche

Vielleicht hätte es zur Not auch ein Homöopath getan, aber die wissenschaftliche Qualifikation sprach eindeutig für den Urologen: Wer sich in der Blase auskennt, lässt sich auch von Lungenbläschen nichts vormachen. Dass der Urologe gerade keine Zulassung als Arzt hatte, war insofern bedeutungslos, als er den Tiroler Gesundheitsbehörden ohnehin unbekannt war. Bekannt war er aber seinen Schwägern aus der Kitzbüheler Eventbranche.

In diesem Sinne sollte das Testinteresse der Bevölkerung mit einem "Werbegag" angefacht werden. Der Gag bestand in der Vorgaukelung eines Labors in einer Art Geilomobil, dessen Anziehungskraft Tirolerinnen und Tiroler sich einfach nicht entziehen konnten. Die Behörden sprachen daher auch von einer "Tiroler Lösung". Sie haben in totaler Unkenntnis der Anbieterfirma, aber allein nach "fachlichen Gesichtspunkten" entschieden. Nun ermittelt die WKStA, wenn sie nicht schon in Kuba ist. (Günter Traxler, 4.6.2021)