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Noch nicht ganz am Ziel: Yair Lapid.

Foto: AP / Oded Balilty

Es gibt eine Zukunft. So lautet übersetzt der Name der Partei Jesh Atid, die der neue israelische Königsmacher Yair Lapid vor mehr als neun Jahren gegründet hat. Sollte Lapid damit nicht nur die Zukunft seines Landes, sondern auch seine eigenen Erfolgsaussichten im Sinn gehabt haben, so hat ihm die Entwicklung seither durchaus recht gegeben.

Als ehemaliger Medienstar ist Lapid nicht der Einzige, der seine Prominenz als Sprungbrett in die Politik genutzt hat; er ist allerdings einer der wenigen, die sich dort etablieren konnten und zur Schlüsselfigur in einem wichtigen Regierungsbildungsprozess wurden.

Der 1963 in Tel Aviv geborene Sohn einer Schriftstellerin und eines Journalisten war zunächst Zeitungsredakteur und brachte es später als Moderator einer TV-Nachrichtensendung zu landesweiter Bekanntheit. Als er 2012 in die Politik wechselte, trat er damit in die Fußstapfen seines Vaters Josef "Tommy" Lapid, der ebenfalls die Politikerkarriere eingeschlagen hatte und von 2003 bis 2004 israelischer Justizminister war.

Doch auch an anderen Betätigungsfeldern hätte es Yair nicht gemangelt. Er schrieb zahlreiche Bücher, darunter Sach- und Kinderbücher sowie Krimis, und war auch Schauspieler. Ganz nebenbei wurde der Hobbyboxer auch gleich mehrmals zum attraktivsten Mann Israels gewählt.

Liberaler Anspruch

Politisch liberal orientiert, bekennt sich Yair Lapid im Nahostkonflikt mit den Palästinensern zu einer Zweistaatenlösung. Wiederholt sprach er sich gegen die Ausnahme für ultraorthodoxe Juden von der Wehrpflicht aus und setzt auch sonst auf einen säkularen Kurs.

Dass der zum zweiten Mal verheiratete Vater dreier Kinder eine ideologisch extrem breit gefächerte Koalition zusammenbraute, deren zentrales Ziel es ist, Benjamin Netanjahu von der Macht zu entfernen, ist auch Nachspiel einer persönlichen Fehde mit dem Langzeitpremier: 2013 kam seine damals neue Partei auf Platz zwei, Lapid wurde Finanzminister. 2014 wurde er von Netanjahu aber wieder gefeuert.

Nun ist seine Partei erneut zweitstärkste Kraft. Für sein Ziel – eine Regierung ohne den von Korruptionsvorwürfen gebeutelten Netanjahu – ließ er sogar dem nationalistischen Hardliner Naftali Bennett von der rechtsreligiösen Jamina-Partei den Vortritt: Wenn die Knesset die Koalition bestätigt, darf Bennet für zwei Jahre Premier werden, erst dann würde Lapid nachrücken. Vorausgesetzt, für seine Pläne gibt es auch diesmal eine Zukunft. (Gerald Schubert, 3.6.2021)