Der Druck auf Energieriesen steigt zunehmend.

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Es war ein aufsehenerregendes Urteil, das ein Gericht in Den Haag jüngst gefällt hat: Der Öl- und Erdgaskonzern Shell muss seine Kohlendioxidemissionen bis 2030 um netto 45 Prozent im Vergleich zu 2019 senken. Mit diesem Urteil gab das Gericht der Klage von Umweltschützern recht. Mit der Begründung, dass der britisch-niederländische Konzern "seinen Beitrag im Kampf gegen den gefährlichen Klimawandel leisten muss".

Das Thema Klimaschutz beschäftigt auch andere Unternehmen aus der Branche. Der britische Investor LGIM (Legal and General Investment Management) hatte bei der Hauptversammlung von Exxon Mobil vergangene Woche einmal mehr gegen den Vorstand gestimmt. Bereits im Vorjahr hatten sich mehrere Großinvestoren gegen das Exxon-Board gestellt. Darunter waren neben LGIM etwa der New Yorker Pensionsfonds und die Church Commissioners for England. Dass sich das Exxon-Management auch nach mehreren Gesprächen geweigert hatte, seine CO2-Bilanz offenzulegen, kam bei den Investoren nicht gut an. LGIM hatte Exxon daraufhin aus einigen Fonds geschmissen.

Mehr Köpfe

Nun kommt erneut Bewegung in die Debatte. Die Umweltschutzgruppe Engine No. 1 hat bei der Besetzung des Verwaltungsrats des US-Ölkonzerns einen Erfolg erzielt: Statt zwei dürften künftig voraussichtlich drei Mitglieder in das Gremium einziehen, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.

In der vergangenen Woche war nach einem Votum der Aktionäre von mindestens zwei Plätzen in dem zwölfköpfigen Verwaltungsrat die Rede gewesen, weitere Ergebnisse standen wegen des knappen Ausgangs des Votums aber noch aus.

Steigender Einfluss

Auch diese vorläufigen Ergebnisse müssen noch von unabhängiger Seite bestätigt werden. Der Einfluss von Engine No. 1 auf das Unternehmen, künftig mehr für den Klimaschutz zu tun, dürfte steigen.

Engine No. 1 zeigte sich "sehr dankbar" für das Vertrauen der Aktionärinnen und Aktionäre. Die drei Mitglieder würden sich auf die Zusammenarbeit mit dem gesamten Gremium freuen, hieß es. Die Aktivistengruppe hält die von dem Konzern bisher angestrebten Ziele der Energiewende für unzureichend.

In Deutschland steigt der Druck auf ein anderes, nicht nur hinsichtlich des Klimaschutzes umstrittenes Projekt. Im Streit um den Weiterbau der Gaspipeline Nord Stream 2 hat nun die Deutsche Umwelthilfe (DUH) eine Rücknahme der Bau- und Betriebsgenehmigung beantragt. Die DUH argumentiert dabei ebenfalls mit dem Klimaschutz und dem jüngsten Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts. Das Gericht habe mit seinem verfassungsrechtlichen Klimaschutzgebot "neue Tatsachen" geschaffen, heißt es in einer DUH-Mitteilung.

Außerdem seien wesentliche Erkenntnisse zu Klimawirksamkeit und Umfang der Methanemissionen der Erdgaswirtschaft erst nach Erteilung der Genehmigung für Nord Stream 2 im Jahr 2018 bekannt geworden. Daher müsse das deutsche Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) die Genehmigung widerrufen. Hilfsweise beantragt die DUH, die unterlassene Klimaschutzprüfung nachzuholen und für diesen Zeitraum den Weiterbau der Pipeline auszusetzen.

Russland unbeirrt

In Russland stößt das Unterfangen auf wenig Widerhall. Man will die Ostseepipeline Nord Stream 2 trotz der Widerstände aus den USA und von den deutschen Umweltschützern bis Ende dieses Jahres fertigstellen. Vizeregierungschef Alexander Nowak sagte am Donnerstag am Rande des Internationalen Wirtschaftsforums in Sankt Petersburg, dass die Arbeiten an der russisch-deutschen Gasleitung, an der auch die OMV beteiligt ist, fortgesetzt würden. "Die Betreiberfirma und die beteiligten Unternehmen machen mit der Realisierung weiter", sagte Nowak. "Wir hoffen, dass die Arbeit beendet wird – vielleicht bis Ende dieses Jahres." (dpa, red, 3.6.2021)