Wegen ihrer dichten Wolkendecke weiß man nur wenig darüber, was sich auf der Venusoberfläche so abspielt. Dieses Bild unseres Nachbarplaneten besteht aus miteinander kombinierten Aufnahmen der Nasa-Missionen Magellan und Pioneer Venus Orbiter.
Foto: NASA/JPL-Caltech

Am 1. März 1966 schlug die sowjetische Venus-Sonde Venera 3 als erstes künstliches Objekt der Raumfahrtgeschichte auf der Oberfläche eines anderen Planeten ein. Auch die erste zumindest halbwegs weiche Landung jenseits des Mondes gelang den Sowjets bei einer Venusmission: Venera 7 erreichte am 15. Dezember 1970 den Venusboden und sendete für 20 Minuten Daten zur Erde. In den folgenden 15 Jahren schafften es acht weitere Missionen der Sowjets und der Nasa bis zur Oberfläche der Venus, seitdem konzentrierte man sich jedoch mehr auf den Mars.

Extreme Welt

Der Grund dafür liegt unter anderem an den extremen Bedingungen, die unter der rund 20 Kilometer dicken Wolkenschicht herrschen: Der Luftdruck auf Bodenniveau entspricht dem 90-Fachen des irdischen Luftdrucks, die dichte Wolkendecke aus Schwefelsäuretröpfchen lässt nur zwei Prozent des Sonnenlichts durch, was der Venusoberfläche ewiges Zwielicht beschert, und der enorme Treibhauseffekt führt dort zu Temperaturen von über 450 Grad Celsius. Und doch: Die Erfahrungen aus den Missionen der 1970er- und 1980er-Jahren haben gezeigt, dass man Sonden durchaus widerstandsfähig genug konstruieren kann, damit sie zumindest eine Weile in der Gluthölle der Venus überleben können.

Womöglich belebt

Obwohl lange Zeit daran gezweifelt worden war, halten manche Wissenschafter es durchaus für möglich, dass auch auf der Venus Leben möglich ist oder einst dort existiert hat. Klimamodelle haben zuletzt vermuten lassen, dass auf dem Planeten in der Vergangenheit zumindest phasenweise flüssiges Wasser vorhanden war. Den Theorien zufolge verteilte sich dieses Wasser vor rund zwei Milliarden Jahren in Form eines annähernd globalen, flachen Ozeans über die Oberfläche der Venus, ehe ein kumulierender Treibhauseffekt den Planeten zu jener Hölle machte. Hinweise auf dieses Wasser könnten sich bis heute in hohen Atmosphärenschichten erhalten haben.

Nach Jahrzehnten soll mit DaVinci+ erstmals wieder eine Raumsonde die Venus besuchen und ihre Atmosphäre vor Ort analysieren.
Illustr.: NASA GSFC visualization/CI Labs Michael Lentz

Was die Venus außerdem noch interessant macht, sind Nasa-Studien, wonach mikrobielles Leben in den kühleren Wolkenschichten der Venus theoretisch vorhanden sein könnte. Im September 2020 fanden Wissenschafter sogar das seltene Gas Monophosphan in der Venusatmosphäre, das mit lebenden Organismen in Zusammenhang gebracht wird. Obwohl diese Ergebnisse mittlerweile angezweifelt werden, drängen nicht zuletzt Astrobiologen darauf, endlich wieder einmal vor Ort Nachschau zu halten.

Zwei neue Venus-Missionen

Nicht zuletzt deshalb plant die Nasa im Rahmen ihres Discovery-Propgramms zwei neue Missionen zum Nachbarplaneten Venus. DaVinci+ und Veritas sollen im Zeitraum zwischen 2028 und 2030 von der Erde in Richtung des zweitinnersten Planeten des Sonnensystems aufbrechen. Für die Entwicklung würden jeweils 500 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt. Während DaVinci+ die Atmosphäre untersuchen soll, wird Veritas das Kartieren der Venus übernehmen.

Die Missionen sollen weitere Hinweise darauf liefern, warum die Venus trotz ähnlicher Voraussetzungen zu denen der Erde zu einem so lebensfeindlichen Planeten mit extremen Temperaturen wurde. Dabei könnte der Planet vor langer Zeit "die erste bewohnbare Welt im Sonnensystem" gewesen sein, wie Nasa-Forscher spekulierten.

Von der Mission DaVinci+ erhoffen sich die Nasa-Wissenschafter Hinweise darauf, warum die Venus zu Höllenwelt wurde.
Illustr.: NASA GSFC visualization/CI Labs Michael Lentz

Durch die Atmosphäre

Die DaVinci+ Mission bestehe dabei aus einer kugelförmigen Sonde von etwa einem Meter Durchmesser, die die Zusammensetzung der Gase messen soll, während sie phasenweise an einem Fallschirm durch die Atmosphäre der Venus sinkt. Dabei sollen auch Anhaltspunkte dazu gefunden werden, warum sich in der Hülle des Planeten ein derart starker Treibhauseffekt entwickeln konnte, der zu Temperaturen von mehreren Hundert Grad führt. Zusätzlich soll DaVinci+ hochauflösende Bilder einer geologischen Besonderheit der Venus machen, die an tektonische Platten auf der Erde erinnern. Seit 1978 hat die Nasa die Atmosphäre des Planeten nicht mehr angesteuert.

Veritas soll währenddessen die Venus kartieren, um damit die geologische Geschichte des Planeten zu bestimmen und zu erklären, warum er sich so anders entwickelte als die Erde. Bei dem Projekt kreist eine mit einem Radar ausgestattete Sonde um die Venus und erstellt dabei ein 3D-Bild. Die Nasa-Forscher erhoffen sich dadurch Erkenntnisse dazu, ob Prozesse wie Plattentektonik und Vulkanismus auf der Venus noch aktiv sind. (tberg, red, APA, 4.6.2021)