Thomas Schmid, der Chef der Österreichischen Beteiligungs AG.

Foto: Trend Wolfgang Wolak / Verlagsgr

Blitz und Donner über Wien. Ergrimmt sitzt König Thomas der Erste, der Rotzige, im finsteren Thronsaal der Österreichischen Beteiligungs AG und hadert mit den Zumutungen, die ihm die Ausübung seiner Regentschaft ständig auferlegt. Hat er denn nicht aller Welt bewiesen, dass er auch ohne ökonomische Ausbildung und ohne internationale Wirtschaftserfahrung die Reichskleinodien und Familienjuwelen weise verwalten kann?

Das müsste man glauben, und doch hat sich unter der frechen Forderung nach einem "Betriebsrat" das Geschmeiß in seinem Reich zusammengerottet und macht sich nun anheischig, die absolute Macht des Königs einzuschränken! Als stünde es Krethi und Plethi an, über den Ratschluss der Hautevolee zu richten!

Nicht genug damit. Denn der Regent hat erfahren, dass ihm auf den nächsten Reisen Widerwärtigstes blühen und er sich zu regelrechter Tuchfühlung mit dem gemeinen Volk gezwungen sehen könnte. Man stelle sich vor: Der König im feinen Tuche, wie er sich an Eckenstehern, Aschenbrödeln und Leibeigenen reiben muss!

Aber so weit wird es nicht kommen. In volksnaher Art wird Thomas, der Rotzige, den Plebejern bescheiden, dass sie defäkieren gehen sollen. Sobald das geschehen ist, wird er sie energisch über die Ordnung der Gesellschaft im neu angebrochenen sebastianischen Zeitalter unterrichten.

Vor allem geziemt es dem Pöbel zu begreifen, dass nach einem ungustiösen republikanischen Interregnum die natürliche Rangfolge der Lebewesen in ein streng getrenntes Oben und Unten wieder hergestellt worden ist. Oben waltet der Herrenmensch, bevorzugt in Gestalt des Herrenbubs. Ihm ist das Dasein ein einziges Fest, er lebt nur seinen Wonnen und Freuden, und jeder Staatssäckel steht zur Befriedigung seiner Gelüste sperrangelweit offen.

Unten hingegen wuselt das tierische Volk, der Mensch zweiter Klasse. Dessen höchste Pflicht besteht darin, stets der Obrigkeit in schwanzwedelnder Servilität ergeben zu sein, selbst wenn diese das Land in Grund und Boden regieren sollte. Das, denkt König Thomas und nimmt einen tiefen Zug aus seiner Schnupftabakdose, wird er dem Pöbel mit Stock und Bock einbläuen lassen. Erneut zuckt ein Blitz über den schwarzen Abendhimmel. Der Kampf um sein Reich kann beginnen. (Christoph Winder, 6.6.2021)