Franka Haiderer, Vorsitzende und Head of Germany.

Sotheby’s, P. Langwallner

Zwei Wochen ist es her, dass Sotheby’s über die FAZ den Ausbau der Geschäftstätigkeit in einer auch für Österreich relevanten Marktregion verlauten ließ: Noch heuer startet man in Deutschland als erstes und einziges internationales Auktionshaus mit Versteigerungen. Konkret von Köln aus und vorerst auf Online-Auktionen beschränkt.

In Deutschland ist Sotheby’s mit Niederlassungen in München, Frankfurt, Hamburg und Köln seit Jahrzehnten präsent. Anfänglich standen auch Präsenzauktionen in München oder Schlossauktionen (unter anderem Baden-Baden, Marienburg) auf dem Programm, die jedoch eingestellt wurden.

Nun also eine Kehrtwende, mit der man Köln – neben London, Paris, Genf, Zürich und Mailand – als sechsten Verkaufsstandort etabliert. "Köln ist das Herz der Kunstwelt in dieser Region mit der höchsten Konzentration von Sammlern und Institutionen für zeitgenössische Kunst", erklärt Franka Haiderer die Wahl.

Erweiterung schon länger im Gespräch

Die gebürtige Salzburgerin ist Sotheby’s-Vorsitzende, Leiterin für Business Development EMEA und Asien, und nunmehr auch "Head of Germany". Die studierte Juristin hatte ihre Karriere einst 1999 in der Münchener Niederlassung als Praktikantin bei Konkurrent Christie’s begonnen. Nach Stationen in Wien, Genf und London in unterschiedlichen Funktionen wechselte sie 2014 zu Sotheby’s.

Die Idee, in Deutschland wieder Sales zu veranstalten, sei intern schon länger Thema gewesen, eine konkrete Strategie begann man erst vergangenen Sommer zu entwickeln, schildert die 47-Jährige. Dass sich reine Online-Versteigerungen lohnen, bewies das abgelaufene Geschäftsjahr eindrücklich. Durch die Pandemie war die Branche gezwungen, Auktionen in den virtuellen Raum zu verlegen.

So zurückhaltend gewisse Klienten beim Kunstkauf online einst waren, etwaige Schwellenängste wurden offenbar ein Opfer der Pandemie. Allein im ersten Halbjahr 2020 hatte Sotheby’s mit 285 Millionen US-Dollar dreimal mehr Umsatz mit Online-Auktionen verzeichnet als im gesamten Jahr 2019.

Preisklasse: 3000 bis 300.000 Euro

Von Köln aus setzt man nicht nur auf den deutschen Markt, sondern auch "auf Österreich, die Niederlande, Belgien oder Luxemburg", skizziert Franka Haiderer den Wirkungsradius, der durchaus mit österreichischen Auktionshäusern konkurriert.

Zur Leiterin des Kölner Büros (ab Juli) wurde Barbara Guarnieri bestellt, bislang Ansprechpartnerin für Norddeutschland, Schweiz, Italien, Frankreich und Benelux beim deutschen Auktionshaus Ketterer Kunst (München).

Der Startschuss fällt Mitte September mit moderner und zeitgenössischer Kunst. Im November folgen unter dem Titel Now Werke junger Künstler und Künstlerinnen der Kategorien bildende Kunst, Fotografie und Design: ein kuratiertes Format, das sich gezielt auch am Primärmarkt bedienen wird. Später im Jahr wird man dann noch Luxusgüter offerieren. All das in einer Preisregion von 3000 bis 300.000 Euro, also jenem Warensegment, das es sich beispielsweise teils kaum noch nach London zu transportieren lohnt, da Aufwand und Kosten seit dem Brexit explodierten. (Olga Kronsteiner, 5.6.2021)