Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) ermittlen.

Foto: ORF/ARD/rbb/Gordon Muehle

Menschen, die vor einer Delogierung stehen, kommen im Fernsehen meist, wenn überhaupt, nur in Reportagen oder Dokus vor. Der dieswöchige Sonntags-Tatort hebt ihre Lage auf die Ebene der Fiktion, wenn auch mit durchaus realitätskonformem Hintergrund.

Die Alleinerziehende mit gekündigtem Mietvertrag in einem vor der Luxussanierung stehenden Haus im Berliner Ortsteil Wedding, die bereit ist, für eine Wohnung fast alles zu tun; der Busfahrer, der trotz fixen Jobs für sich, seine Frau und seine beiden Kinder keine bezahlbare neue Bleibe mehr findet – und der daher samt Familie nach der Zwangsräumung in eine Obdachloseneinrichtung übersiedeln muss: Schicksale wie diese gibt es in der deutschen Bundeshauptstadt, wo Zuzug auf massiven Wohnungsmangel und Gentrifizierungstendenzen trifft, leider durchaus.

Kampf gegen Spekulanten

Zum Thema in dem Krimi werden sie, weil der Juniorchef der umbaufreudigen Immobilienfirma, Cem Ceylan (Murat Dikenci), eines Morgens tot vor dem Haus aufgefunden wird. In der Folge decken die Mordermittlungen der Kommissare Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) einen jahrelangen Kampf gegen Spekulanten auf, den die Mieter verloren haben.

Dass in diesem bedrückenden und zornigmachenden Film Hygienemasken getragen werden, er also eindeutig im pandemischen Hier und Jetzt spielt, fördert die Echtheitswirkung zusätzlich. Angesichts dessen bleibt nur eine Frage offen: Warum muss der vorkommende Immobilienhai unbedingt türkischer Herkunft sein? Figuren ausbeuterischer Einwanderer können den sehr wirklichen Ausländerhass in Deutschland wie Österreich nur fördern. (Irene Brickner, 5.6.2021)