Gefangen im trostlosen Alltag eines Pflegeheims: die alte Mirli (Susanne Altschul) und ihr Papagei Gogol (Juliana Haider).

Foto: Steudltenn

Es wäre Felix Mitterer zu wünschen, dass ihn endlich niemand mehr nach einer Fortsetzung der Piefke-Saga fragt. Der Mann kann nämlich offenbar nicht Nein sagen. Mehrmals hat er einen fünften Teil der TV-Satire aus den frühen 1990er-Jahren schon in Aussicht gestellt, ebenso oft ist nichts daraus geworden. Und dann das: Ischgl wird zum Corona-Hotspot, die Auswüchse des Tiroler Tourismus geraten ins internationale Scheinwerferlicht, und Tirol hat "alles richtig gemacht".

Mitterer wurde einmal mehr gefragt – und ging diesmal sogar so weit, eine Piefke-Saga-Fortsetzung für die Bühne anzukündigen, die im Zillertal, der liebsten Urlaubsdestination der legendären Familie Sattmann, zur Uraufführung kommen sollte. Sie ahnen es schon: Auch daraus wurde nichts.

Geschrieben hat Mitterer stattdessen ein Stück mit dem Titel Wurlitzergassen 22 zwozl-zwozl, das, so steht es im Programmheft, auf den Kindheitserinnerungen seiner Frau basiert. Die Protagonisten: die alte Mirl (Susanne Altschul) und ihr Papagei Gogol (Juliana Haider), ein einigermaßen kurioses Gespann, gefangen im trostlosen Alltag eines Pflegeheims.

Brav Hände waschen

Der alte Herr Aigner aus Sibirien kommt einem da in den Sinn: Mehr als dreißig Jahre ist es her, dass Mitterer in seinem großen Theatermonolog den gesellschaftlichen Umgang mit alten, pflegebedürftigen Menschen thematisiert hat. Dass er das Thema jetzt auf andere Art und Weise wieder aufgreift, liegt ganz offensichtlich auch an der pandemischen Gegenwart: In Wurlitzergassen 22 zwozl-zwozl wird ausführlich Hände gewaschen, aber Besuch kommt ohnehin nicht.

Und sogar der vorlaute Vogel, der gern mit Zitaten aus der Weltliteratur um sich wirft, entpuppt sich in der Inszenierung von Hakon Hirzenberger beim Steudltenn-Festival in Uderns als eine Art Pflegeroboter, der immer wieder an die Ladestation muss.

Auch den Lebenserinnerungen der alten Mirl ist nicht so recht über den Weg zu trauen, weil das Gedächtnis nicht mehr mitspielt. Also purzeln eine Sturzgeburt, die "schwarze Oma" und die toten Kinder vom Spiegelgrund durcheinander, und es ist nur ein imaginierter Papagei da, der beim Sortieren helfen könnte.

Rührselige Anekdoten

Was wiederum dem Stück nicht weiterhilft, das über eine zunehmend zäh werdende Ansammlung von rührseligen Anekdoten nicht so recht hinauskommt. Susanne Altschul sorgt als Mirl aber immerhin für das eine oder andere darstellerische Highlight, etwa wenn sie einem den pelzigen Geschmack des Wortes "Trampel" förmlich in den Mund legt.

Trotzdem "zwozlt" es hier am Ende mehr, als dass es zündet. Vielleicht versucht sich Mitterer im Zillertal nächstes Jahr ja doch noch an der Piefke-Saga. (Ivona Jelcic,5.6.2021)