Nord-Stream-2-Baustelle im russischen Kingissepp (Oblast Leningrad)

Weimar, 9. April 2002: Der damalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder stößt mit Wladimir Putin an.

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Der Verlauf der neuen Pipeline.

Sankt Petersburg – Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Freitag über die Fertigstellung des ersten von zwei Strängen der Ostseepipeline Nord Stream 2 informiert, sagte er beim St. Petersburger internationalen Wirtschaftsforum.

Die Arbeiten am ersten Strang seien beendet, die Rohre verlegt und der russische Gaskonzern Gazprom sei bereit, Gas in die Pipeline zu leiten. Die Aktien des russischen Energiekonzerns bauten daraufhin ihre Gewinne aus und kosteten so viel wie zuletzt Mitte 2008.

Testbetrieb beginnt

Zuvor hatten die Behörden darüber informiert, dass in der kommenden Woche der Testbetrieb am russischen Teil der Leitung beginne. Russland sei bereit, weiterhin solche internationalen Projekte wie Nord Stream 2 umzusetzen, betonte Putin. Der Kremlchef sagte bei dem Wirtschaftstreffen, an dem auch der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder teilnahm, dass der zweite Strang in zwei Monaten fertiggestellt werden könne.

"Es ist ein rein wirtschaftliches und kommerzielles Projekt", sagte Putin mit Blick auf politische Kritik an der Ostseepipeline. Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz sagte, er sei optimistisch, dass die Gasleitung fertiggestellt werde. Das sei gut für Russland, weil Europa viel Gas von dem Land kaufe. In Europa sorge Nord Stream 2 für Energiesicherheit, sagte der per Video zugeschaltete österreichische Politiker.

Prominente Gäste beim Sankt Petersburger Wirtschaftsforum.

Die Pipeline soll russisches Gas nach Deutschland bringen – auf einer Alternativroute zum Transit durch die Ukraine, nämlich durch die Ostsee. Die endgültige Fertigstellung des Projekts plant Russland noch in diesem Jahr. Es ist aber seit Jahren umstritten. Vor allem die USA stören sich daran. Sie befürchten eine Abhängigkeit Europas von Russland. Von den zuvor angedrohten Sanktionen haben die USA aber unter der Regierung des neuen Präsidenten Joe Biden Abstand genommen.

Putin warf den USA vor, sie hätten mit ihrem Widerstand gegen Nord Stream 2 vor allem eigene wirtschaftliche Interessen verfolgt. Die USA bieten ihr durch Fracking gewonnenes und dann verflüssigtes Gas als Alternative in der EU an. Putin betonte, dass russisches Pipeline-Gas "sauberer, billiger und verlässlicher" sei als das US-Produkt.

Putin sagte mit Blick auf die Ukraine, das Land müsse Entgegenkommen zeigen. Dann würde es weiterhin Gaslieferungen durch die Ukraine geben und entsprechende Gebühren für Kiew. Gazprom könne Deutschland via Nord Stream 2 Gas liefern, sobald Deutschland dafür die Zustimmung erteile. (red, Reuters, APA, 4.6.2021)