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Europa-Legionäre wie Neymar sollen gegen eine Austragung der Copa America in Brasilien sein.

Foto: REUTERS/Stephane Mahe

Rio – Die Verlegung der Copa America nach Brasilien stößt auf immer mehr Gegenwind. Auch in den Reihen des neuen Gastgebers mehren sich die Zweifel. Jetzt begehren offenbar auch Brasiliens Fußballstars gegen die umstrittene Copa America auf. Angesichts von rund 470.000 Corona-Toten im Land, kopfschüttelnden Epidemiologen und viel Kritik aus den Teilnehmer-Nationen mehren sich die Zweifel im Gastgeberteam. Die kurzfristige Verlegung dieses Turniers (13. Juni bis 11. Juli) ins eigene Pandemiegebiet hat intern für Krisensitzungen beim fünfmaligen Fußball-Weltmeister gesorgt.

Nationaltrainer Tite bestätigte, dass die Spieler der Selecao um Superstar Neymar am Mittwoch gar Verbandspräsident Rogerio Caboclo zu einem Dringlichkeitstreffen bewegt hatten. "Es war ein klares, direktes Gespräch", berichtete Tite, fügte aber rätselhaft an: "Wir haben eine Meinung, werden diese aber jetzt nicht äußern." Der 60-Jährige versprach immerhin, nach den Eliminatorias-Spielen gegen Ecuador am Samstag und in Paraguay am Dienstag Ergebnisse der Diskussion bekanntzugeben.

Neymar gefordert

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hatte sich als Retter der Copa America inszeniert, nachdem Kolumbien (soziale Unruhen) und später auch Argentinien (Pandemie) das Gastgeberrecht entzogen worden war. Mit seiner Meinung steht Bolsonaro, gegen den es am vergangenen Wochenende landesweite Proteste gab, aber ziemlich allein dar. "Neymar, ich möchte dir etwas sagen. Du darfst nicht damit einverstanden sein, dass dieses Turnier in Brasilien stattfindet", flehte etwa Senator Renan Calheiros den brasilianischen Volkshelden an.

Argentiniens Nationaltrainer Lionel Scaloni hatte als erster direkt Betroffener die Vergabe an Brasilien angesichts der Corona-Lage "alarmierend und besorgniserregend" genannt. Chiles Nationaltrainer Martin Lasarte beschrieb die Austragung im größten südamerikanischen Land als "gewaltiges Risiko", da für ihn "die Gesundheit an erster Stelle" stehe. Argentinien musste sich übrigens in der WM-Quali mit einem 1:1 gegen Chile begnügen. Lionel Messi scorte per Elfmeter.

Abwesenheit

In Brasiliens Medien heißt es, dass vor allem die in Europa tätigen Legionäre angesichts der angespannten Coronavirus-Lage in der Heimat gegen eine Südamerika-Meisterschaft am Zuckerhut seien. Auffällig ist, dass seit Dienstag, seit der offiziellen Bekanntgabe Brasiliens als Ersatzgastgeber, keine Spieler mehr an der täglichen Pressekonferenz mit Blick auf die anstehenden WM-Qualifikationsspiele teilgenommen haben.

"Anfangs war es eine Bitte von mir. Heute kam es von ihnen. Zu einem gegebenen Zeitpunkt werden sie sich äußern", sagte Tite und begründete so die vielsagende Abwesenheit von Kapitän Casemiro (Real Madrid) bei der Pressekonferenz am Vortag des Eliminatorias-Duells gegen Ecuador in Porto Alegre.

Neben Rio de Janeiro mit dem berühmten Maracana sind in der Hauptstadt Brasilia und Cuiaba weitere Arenen der WM 2014 sowie Goiania als Spielorte für die Copa vorgesehen. Zuseher in den Stadien werden nicht erlaubt. (sid, red)

(sid; red, 5.6.2021)