Österreich/Russland – das ist so eine Sache. Auch nach Jahrzehnten klingt noch nach, dass uns letztlich die Russen mit dem Staatsvertrag in die Freiheit entlassen haben. Und österreichische Unternehmen haben lange und gute Beziehungen zur russischen, früher sowjetischen, Wirtschaft.

Es sei wichtig, "trotz aller Menschenrechtsfragen" mit Russland im Dialog zu bleiben, so das Bundeskanzleramt.
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Warum soll daher Sebastian Kurz nicht per Video am Sankt Petersburger Wirtschaftsforum teilnehmen? Es sei wichtig, "trotz aller Menschenrechtsfragen" im Dialog zu bleiben, verlautet dazu aus dem Bundeskanzleramt.

Gewiss, gewiss. Es wäre aber auch wichtig, nicht aus der Solidarität der EU auszuscheiden, deren Staatsmänner sich derzeit äußerster Zurückhaltung gegenüber Putins Russland befleißigen. Laut russischen Meldungen ist Kurz neben dem Emir von Katar der hochrangigste Politiker dort.

Es ist nicht nur wegen der Menschenrechte, die von Putin immer massiver verletzt werden, nicht nur wegen der Hilfestellung, die Putin dem Diktator von Belarus bei seiner Überschreitung aller roten Linien im zivilisierten Verhältnis der Staaten leistet.

Es ist mehr: In der EU setzte sich die Erkenntnis durch, dass Putin ein "systemischer Gegner" der EU ist, der sie spalten und mit allerlei cyberkriegerischen und geheimdienstlichen "Maßnahmen" untergraben will. Das heißt nicht, dass man nicht trotzdem Kontakte aufrechterhält. Aber ob man die Staffage für ein Lieblingsprojekt Putins abgeben soll, ist die andere Frage. (Hans Rauscher, 4.6.2021)