Dank dem Einsatz von zwei Aktuatoren erreicht die erste Mach.2-Festplatte teilweise Übertragunsgraten auf SSD-Niveau.

Foto: Seagate

"SSDs sind schnell, Festplatten sind billig": So, oder so ähnlich, lässt sich der Status Quo in Sachen Massenspeicher ungefähr zusammen fassen. In Endkundensystemen haben die Flashspeicher-basierten SSDs aufgrund ihrer deutlich höheren Lese- und Schreibgeschwindigkeiten herkömmliche Festplatten weitestgehend abgelöst. Doch im Serverumfeld, wo oft hohe Kapazität Trumpf ist, sind HDDs oft noch der Datenträger der Wahl.

Fortschritte des Herstellers Seagate bescheren Festplatten nun ein Upgrade, das sie in verschiedenen Szenarien wieder kompetitiv mit SSDs machen könnte. Nämlich Übertragungsraten auf SSD-Niveau und potenziell günstigere Herstellung für Modelle mit großem Speicherplatz.

Transferrate fast auf SSD-Niveau

Ende Mai hat das Unternehmen das Datenblatt (PDF) für das kommende Modell Mach.2 Exos 2X14 veröffentlicht. Der 3,5-Zoll-Speicher ist mit Helium gefüllt und verfügt über acht Platter – die magnetischen Scheiben, auf denen die Daten abgelegt werden, sowie zwei Gruppen aus jeweils vier Lese-/Schreibköpfe. Beide Gruppen verfügen über einen eigenen Aktuator (Schrittmotor) und sind daher unabhängig voneinander beweglich.

Sie kommt auf 14 Terabyte Kapazität und 256 MB Cache und kann eine kontinuierliche Transferrate von 524 MB/s erreichen. Das entspricht etwa dem Doppelten, das die meisten Enterprise-Festplatten erzielen können. Herkömmliche SATA-SSDs kommen auf ein theoretisches Maximum von rund 560 MB/s. Sie sind allerdings bei zufälligen Lese-/Schreiboperationen nach wie vor merklich besser und verfügen auch über bessere Latenz und geringeren Energieverbraucht.

Mit NVMe-SSDs kann die Festplatte freilich nicht mithalten. Diese sind über die wesentlich flottere PCI Express-Schnittstelle angebunden und können einen Datendurchsatz von 3000 MB/s und höher erreichen.

Preis dürfte schnell fallen

Festplatten mit der "Mach.2"-Technologie, die Seagate gemeinsam mit Microsoft entwickelt hat, sind für Endkunden aber zumindest mittelfristig ohnehin nicht relevant. Die Mach.2 Exos 2X14 wird ausschließlich mit SAS-Schnittstelle angeboten und richtet sich an Rechenzentren. Von den verbesserten Transferraten sollen speziell Content Delivery-Netzwerke und Streaminganbieter profitieren. Künftige Modelle sollen bis zu 30 Terabyte an Kapazität mitbringen. Derzeit werden die Festplatten vom Hersteller direkt an Kunden vermarktet, es gibt noch kein Angebot am freien Markt und dementsprechend auch noch keine offizielle Preisauszeichnung.

Jeff Fochtman, Vizechef des Konzerns, gab laut The Register in einem Gespräch mit Investoren zu verstehen, dass das Interesse bereits beachtlich sei. Zudem beschleunige die Standardisierung des Doppel-Aktuatoren-Systems auch die Herstellung der Festplatten, was wiederum die Kosten drücke und sich künftig auch im Preis abbilden werde.

Dass "Mach.2" auch außerhalb des Servermarktes Verwendung finden könnte, ist damit zumindest nicht ausgeschlossen. Entsprechende Pläne sind aber bislang noch nicht bekannt. (gpi, 6.6.2021)