Als Microsoft 2014 sein Projekt "Threshold" offiziell unter dem Namen Windows 10 enthüllte, stellte man auch gleich die Ambitionen klar: Es sollte "das letzte Windows" werden. Also eine Version, die kontinuierlich weiter entwickelt, aber nicht mehr durch eine rundum neue Generation "ersetzt" werden muss.

Das dürfte sich nun doch ändern. Für den 24. Juni hat Microsoft ein Event angekündigt. Und der Teaser lässt nicht all zu viele Interpretationsmöglichkeiten zu. Ein Fenster, durch das die Sonne scheint. Das Lichtspiel am Boden lässt allerdings die Schatten für die Querbalken vermissen und lässt sich somit als "11" lesen. Sechs Jahre nach dem Marktstart steht uns nun wohl doch wieder ein "neues" Microsoft-Betriebssystem ins Haus.

Frisches Design

Doch was erwartet uns? Was bereits feststeht ist, dass Microsoft die Benutzeroberfläche umfassend überarbeitet. Dieses Projekt läuft schon seit einer Weile unter dem Namen "Sun Valley" und hätte eigentlich mit Windows 10X seine Premiere feiern sollen. Doch diese Version von Windows 10, die für Dualscreen-Geräte hätte optimiert werden sollen, wurde de facto beerdigt und das neue Interface an Windows 11 "vererbt".

Inwieweit die Benutzeroberfläche umgebaut und um neue Features erweitert wird, bleibt noch abzuwarten. Klar ist, dass Microsoft ästhetisch von seiner mit Windows 8 eingeführten, betont "kantigen" Designphilosophie abrückt und künftig etwa mit abgerundeten Ecken arbeitet. Die Farbgestaltung dürfte zudem stärker individualisierbar werden und tendenziell werden wohl auch ein paar Altlasten entsorgt, die man nach wie vor mitschleppt.

Einige Einstellungs- und Informationsdialoge präsentieren sich nach wie vor in einem teils seit Windows 9x kaum veränderten Design, das gerade bei höheren Bildschirmauflösungen unübersichtlich und darüber hinaus auch nicht praktikabel für Toucheingabe ist. Bereits am Laufen ist der Austausch von Systemicons, die teilweise noch aus der Windows 95-Ära stammen.

Apropos Touch: Auch hier schneidet sich Microsoft eine kleine Scheibe bei Android und iOS ab, neue Eingabegesten werden Einzug halten.

Offener Store

Während der Keynote auf der hauseigenen Techmesse Build deutete Microsoft-Chef Satya Nadella auch "größere wirtschaftliche Möglichkeiten für Entwickler und Kreative" an. Wie es aussieht, bereitet man eine grundlegende Neuaufstellung des Windows Stores an. Seit dessen Einführung ließ dieser im Prinzip nur sein eigenes App-Package-Format (Universal Windows Platform) zu.

Künftig dürften wohl auch normale Win32-Anwendungen dort angeboten werden können, deren Download dann auch nicht zwangsweise über Microsofts Plattform erfolgen muss.

Eine Konzeptgrafik von Microsoft aus dem April 2020.
Foto: Microsoft

ARM64-Support

Schon mit Windows 10 wollte Microsoft es Entwicklern mit eigenen Tools viel leichter machen, Apps für Android und iOS einfach für Windows umzusetzen. Diese Pläne bleiben aber weitestgehend in ihrer Frühphase stecken. Dass Microsoft hier noch einmal Anstrengungen unternimmt, ist unwahrscheinlich, aber es könnte sich ein anderer Pfad auftun.

Einerseits erweitert man kontinuierlich die Linux-Integration in das System und andererseits soll die ARM-Emulationsebene nun auch endlich um 64-Bit-Unterstützung erweitert werden. Das heißt, dass künftig viel mehr Apps auch für Windows-Geräte mit ARM-Chip portiert werden können, was für Entwickler in der Regel weniger Aufwand ist, als sie auf eine andere Hardwareplattform umzusetzen.

Release wohl schon im Herbst

Aber wann wird Windows 11 erscheinen? Laut XDA Developers ist der Releaseplan im Prinzip bereits vorgezeichnet. Eine Preview-Version soll bereits nach der bevorstehenden Ankündigung erscheinen. Die erste finale Version ist für Oktober oder November zu erwarten. Möglich ist das, weil Windows 11 zum einen ohnehin stark auf Windows 10 aufbaut und manche Beobachter der Ansicht sind, dass Microsoft einfach das zweite Halbjahresupdate für 2021 für ein Rebranding nutzt. Hinzu kommt, dass ein guter Teil der Neuerungen bereits – teilweise über das Insider-Programm – getestet wurde, wenn auch noch nicht offiziell unter dem Namen Windows 11.

Das dürfte auch ein Mitgrund sein, warum Microsoft sich bei den letzten Halbjahresupdates für Windows 10 ziemlich zurückgehalten hat, wenn es um größere neue Features geht. Im Prinzip beschränkten sich die gut sichtbaren Neuerungen auf den Austausch des Edge-Browsers mit einer neuen Ausgabe, die auf Chromium aufsetzt, sowie die neue Nachrichten- und Wetterleiste.

Zur Preisgestaltung gibt es noch keine Informationen. Man kann aber davon ausgehen, dass alle Windows 10-Nutzer per Gratisupdate auf Windows 11 umsteigen können. Bis heute gibt es auch noch einfache Möglichkeiten, kostenlos von Windows 7 und 8 auf Windows 10 zu wechseln, obwohl die Frist dafür eigentlich im Sommer 2016 ausgelaufen ist. (gpi, 6.6.2021)