Es ist ungemütlich geworden in der Bevölkerungspyramide. Der Generationenvertrag hängt schief und droht aus dem Rahmen zu fallen. Das Jahr der Pandemie hat jungen Menschen viel abverlangt und genommen: für Entwicklungsschritte wichtige Peergroups und Schulalltag, Unbefangenheit, Liebesleben. Und vielleicht auch ihr Vertrauen in Gerechtigkeit und Solidarität. Die Jugendlichen hatten mehrheitlich Rücksicht auf Ältere genommen, sie gingen für andere einkaufen, verzichteten auf Kontakte zu den Großeltern, kurzum, sie trugen ihren Teil für die Allgemeinheit bei.

Die Rebellion der Jungen bestand aus Party und Tanzen auf dem Karlsplatz.
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Nach und nach wurde durchgeimpft. Die Jungen aber mussten weiter warten. Auf ihre Bedürfnisse und Ängste wurde nicht eingegangen. Ungeimpft in die Schule und trotz Pandemie ungemindert geforderte Leistungen erbringen: Das ging. Ansonsten galt: Rien ne va plus. Es wundert nicht, dass der hereinbrechende Sommer zu Rebellion verführte. Diese bestand aus Party und Tanzen auf dem Karlsplatz. Zu Abba. Sogar aus Erklimmung von Statuen!

Ein Anlassfall für die Polizei, bei der Räumung des Sündenfalles auf jegliche Deeskalation zu verzichten und auch gleich ein vorübergehendes Platzverbot wegen drohender Gefahr für Leben und Gesundheit zu verhängen. Die Aufmärsche der rechtsextremen Corona-Leugner, die an Samstagen in jüdischen Vierteln pöbelten, waren im Vergleich zu den Dancing Queens im Resselpark offenbar nur halb so schlimm. (Julya Rabinowich, 7.6.2021)