Was möchte Werner Kogler genau sagen? Ein spannendes Spiel für die Zuseherinnen und Zuseher der "ZiB 2".

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Der Vorteil an Werner Koglers nicht immer ganz hundertprozentig fokussierter Ausdrucksweise ist, dass einem Publikum mit dem Bedürfnis nach intellektueller Vergnügung die Möglichkeit geboten wird, seine Aussagen lustvoll zu interpretieren. Am Sonntag war es in der "ZiB 2" wieder so weit, denn der Grünen-Chef und Vizekanzler war zum Interview geladen.

Das "ZiB 2"-Interview mit Grünen-Chef Werner Kogler.
ORF

Zum Beispiel als Anchorman Martin Thür ihn fragte, warum Wolfgang Brandstetter als Verfassungsrichter auch ohne Verurteilung oder Anklage zurücktreten musste, das Gleiche aber nicht für Finanzminister oder Kanzler gelte – wo sei denn da der Unterschied? Brandstetters Chats mit dem suspendierten Sektionschef Pilnacek disqualifizierten sich selber, und, "apropos Selbstdisqualifizierung, die Betroffenen erkennen das ja selber", sagte Kogler.

Bösartig oder nicht?

Wäre es bösartig, hier zu interpretieren, dass das – die Erkenntnis der Selbstdisqualifizierung – in Koglers Augen der einzige Unterschied zwischen den Causen Brandstetter/Pilnacek und Blümel/Kurz sein soll? Oder gar im Sinne des Vizekanzlers, der sich in diesem Interview auch über die Darstellung ärgerte, die Grünen würden nicht öffentlichkeitswirksam kritisch gegen den Koalitionspartner auftreten?

Später eröffnete der Vizekanzler eine neue Runde im Interpretationsspiel: Nämlich als er den Satz "Wir sind hier nicht im Linedance" fallen ließ. Eine launige, aber sinnfreie Antwort auf die Frage nach der roten Linie? Oder ein komplexes Sprachbild für den innerparteilichen Tanz der Macht, mit geschlossenen Reihen, Gleichschritt und dem Blick nach vorn? Das hat viele "ZiB 2"-Zuschauer wohl bis in die Nacht beschäftigt. (Sebastian Fellner, 7.6.2021)