Viel los am Donaukanal – das fehlende Geländer bereitet manchen Sorgen.

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"Der Donaukanal hat sich nicht verändert", sagt Alexander Nikolai (SPÖ), Bezirksvorsteher in Wien-Leopoldstadt. Als "Treppelweg" bezeichnet er ihn, wenn man ihn fragt, welche Maßnahmen es brauche, um vor Ort für Sicherheit zu sorgen. Das Problem ist laut Nikolai aber die frühe Sperrstunde, wegen der sich die jungen Menschen nun also vermehrt im Freien treffen, nicht der Ort selbst. Karlsplatz und Donaukanal wurden in den vergangenen Tagen gerne in einem Zug genannt – wohl auch deshalb, weil es an beiden Orten immer wieder zu Polizeieinsätzen gekommen ist.

Zugänge gesperrt

Solche Maßnahmen wie am Karlsplatz mit Räumung inklusive Verhängung und dann wieder Rücknahme eines Platzverbots gab es in dem Ausmaß am Donaukanal allerdings noch nicht. Jedoch mussten wegen Überfüllung vergangenes Wochenende bereits die Zugänge gesperrt werden.

Es machten auch Berichte die Runde, dass immer mehr Menschen in den Kanal fallen würden und dann gerettet werden müssten. Die Polizei kann das nicht bestätigen. Ein Sprecher sagt zum STANDARD, es sei "vereinzelt passiert", dass jemand in den Donaukanal gefallen sei. Die Betroffenen seien dann auch selbst herausgeklettert. Für Notfälle gebe es das Boot der Wasserpolizei. Dem Sprecher ist aber "kein Fall bekannt", wo man mit dem Boot wirklich jemanden herausfischen musste. Auch Rettungseinsätze seien ihm nicht bekannt.

Braucht es ein Geländer?

Thema ist immer wieder die Anbringung eines Geländers, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Nikolai kann der Idee etwas abgewinnen und möchte dazu Gespräche mit der Stadt sowie den zugehörigen Magistratsabteilungen führen, wie er sagt. Das habe er auch in der Vergangenheit gemacht.

Überhaupt sei ihm das Thema Donaukanal ein großes Anliegen und auf seiner Prioritätenliste ganz oben, versichert er. Er mache sich selbst regelmäßig ein Bild von der Lage, tausche sich auch mit Anrainerinnen und Anrainern aus.

Entspannung erwartet sich Nikolai ab Donnerstag. Dann nämlich, wenn die Sperrstunde von 22 auf 24 Uhr verlegt wird und die Feiernden länger in den Lokalen bleiben.

Hacker fordert andere Deeskalationsmechanismen

Der Wiener Sozial- und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker schloss sich am Montag indes der Kritik von Bürgermeister Michael Ludwig (beide SPÖ) am Vorgehen der Polizei an. Weil sich das Thema des Umgangs mit großen Ansammlungen von Feiernden über den Sommer halten werde, brauche es andere Deeskalationsmechanismen. "Das werden wir mit der Polizei besprechen", sagte Hacker. Er zeigte Verständnis für die jungen Leute. "Dass sie jetzt wieder raus müssen, sich treffen müssen, und diesen Raum diesen Platz müssen wir ihnen geben. Sich treffen, quatschen, schmusen, das muss alles stattfinden".

Dass man damit auch einen möglicherweise laxen Umgang mit den Corona-Schutzmaßnahmen und etwaige Ansteckungen in Kauf nehme, sei zu verkraften. "Auf den Bildern, selbst auf denen die nicht hübsch sind, sieht man, wie viele Jugendliche sich in Wirklichkeit an das Maskentragen, an Distanz halten, die haben das schon kapiert, das ist im Augenblick nicht meine große Sorge."

Gewalt von Feiernden dürfe man hingegen keineswegs tolerieren. "Wenn es Idioten gibt, die das missbrauchen, dann muss die Polizei was tun, das ist auch klar", so Hacker. (Lara Hagen, Rosa Winkler-Hermaden, 7.6.2021)