Gegen die Slowakei herrschte mitunter ein Durcheinander, immerhin ist Mittelstürmer Sasa Kalajdzic hoch gesprungen.

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Mit "einem breiten Grinsen" wird Mittelfeldspieler Konrad Laimer am Dienstag gemeinsam mit seinen Teamkollegen von Wien nach Innsbruck fliegen, Dort wartet der Mannschaftsbus, der den Tross ins Base-Camp nach Seefeld bringt. "Ich freue mich unmenschlich darauf. Wir können eine sehr geile Euro spielen, wenn wir unsere Qualitäten auf den Platz bringen." Allerdings könnte genau darin das Problem liegen.

Die Aufenthaltsdauer in der Luxusanlage ist völlig offen, sie hängt vom Abschneiden Österreichs bei der EM ab. Ganz sicher aber bis zum 21. Juni, an diesem Tag ist in Bukarest das letzte Gruppenspiel gegen die Ukraine angesetzt. Laimers gute Laune rührte nicht unbedingt vom Test gegen die Slowakei her, der bescherte am Sonntag im Happel-Stadion ein mäßiges 0:0. Interessanterweise herrschte danach eher Zuversicht, Teamchef Franco Foda versprach: "Wir werden auf den Punkt bereit sein." Bereit für den Auftakt am 13. Juni in Bukarest gegen Nordmazedonien. Punkt.

Nach einem Anlass zur Euphorie muss gesucht werden. Seit 316 Minuten hat die ÖFB-Auswahl kein Tor erzielt, den Sinn des Fußballs also nicht erfüllt. 0:4 Dänemark, 0:1 England und eben 0:0 Slowakei. Fodas Lösungsvorschlag: "Wir müssen unsere Torchancen verwerten und hinten weniger Fehler machen."

Familientag

Den Montag durften die Spieler im Kreise ihrer Familien verbringen, sofern diese nicht im Ausland leben. Das Corona-Präventionskonzept wurde auf Kinder, Ehefrauen, Freundinnen, Eltern, Großeltern ausgeweitet. Nicht nur Laimer hat diesen Kontakt genossen, deshalb das breite Grinsen.

Das Virus schläft natürlich nicht, die gesamte EM bleibt ein Tanz auf dem Vulkan, ein Ritt auf der Rasierklinge. In Spanien und Portugal wird überhaupt nicht gegrinst, sondern gebangt. Spaniens Kapitän Sergio Busquets muss sich nach einem positiven Corona-Test in Quarantäne begeben. Am Freitag probten die beiden Teams (0:0), nach Abpfiff folgte eine Umarmung zwischen Cristiano Ronaldo und Busquets. Am Sonntagabend musste der Spanier nach einem positiven PCR-Test das Quartier in Las Rozas in einem medizinischen Fahrzeug verlassen. Der 32-jährige Ersatzkapitän für den verletzten und nicht nominierten Sergio Ramos könnte bis zu zwölf Tagen isoliert bleiben müssen. Er fiele dann für die EM-Partien gegen Schweden und Polen aus.

Sollten die lokalen Gesundheitsbehörden Titelverteidiger Portugal in Quarantäne schicken, wovon (noch) nicht auszugehen ist, wäre das fatal. Das Szenario einer kompletten Isolierung droht Spanien derzeit nicht, es gab keinen weiteren positiven Test. Bei der Generalprobe am Dienstag gegen Litauen wird die U21 auf dem Platz stehen, das Match ist also wertlos.

Wie vor und während des Turniers auf aktuelle Corona-Infektionen reagiert wird, ist im 40 Seiten umfassenden Return-to-Play-Protocol akribisch ausgearbeitet. Wenn einem Teilnehmer weniger als 13 nichtinfizierte Spieler zur Verfügung stehen, kann eine Partie um bis zu 48 Stunden verschoben werden. Danach geht sie kampflos mit 0:3 verloren.

Die Seele

Zurück zu den Österreichern, die Corona bisher von sich ferngehalten haben. Um nicht der Selbstaufgabe anheimzufallen, sei erwähnt, dass Goalie Daniel Bachmann eine würdige Nummer eins ist. Foda hat gewiss nicht falsch entschieden. Und der in der 64. Minute eingewechselte Marko Arnautovic sorgte für Belebung, er ist die Seele der Mannschaft, kann tatsächlich den Unterschied ausmachen. Sofern er nach der Muskelverletzung durchhält. Warum ihn Foda nicht gemeinsam mit Sasa Kalajdzic hat stürmen lassen, bleibt ein Rätsel, die beiden hätten sich aneinander gewöhnen können. David Alaba war als Sechser auffälliger als gegen England als Flügel.

Foda hat seine Stammelf fast im Kopf, über zwei bis drei Positionen grübelt er. Speziell im defensiven Mittelfeld herrscht großes Gedränge, neben Alaba sind Laimer, Stefan Ilsanker, Xaver Schlager und Florian Grillitsch Kandidaten, es können aber nur zwei sein.

Wer gegen Nordmazedonien ein breites Grinsen aufsetzt, wird sich weisen. Es könnte durchaus Laimer treffen. (Christian Hackl, 7.6.2021)