Am Dienstag wird das endgültige Urteil verkündet – der Ex-Militärchefs der bosnischen Serben, Ratko Mladić, wurde bereits 2017 erstinstanzlich verurteilt.

Foto: 'UN-IRMCT/LESLIE HONDEBRINK-HERM

Der Nachfolgemechanismus des UN-Tribunals für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (IRMCT) verkündet am Dienstag ein rechtskräftiges Urteil im Fall des früheren Militärchefs der bosnischen Serben, Ratko Mladić. In erster Instanz war Mladić 2017 wegen Völkermordes in der ehemaligen ostbosnischen Uno-Schutzzone Srebrenica und anderer Kriegsverbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Letzter Prozess zu Srebrenica

Nun haben die Berufungsrichter das letzte Wort. Chefankläger Serge Brammertz zweifelt nicht daran, dass es bei der lebenslangen Haftstrafe bleibt. Es ist der letzte internationale Prozess zum Massenmord von Srebrenica, dem ersten Völkermord in Europa nach 1945. Serbische Truppen hatten unter dem Befehl von Mladić im Juli 1995 die Uno-Schutzzone überrannt, rund 8.000 muslimische Männer und Buben wurden brutal ermordet. Der frühere Präsident der Republika Srpska, Radovan Karadžić, wurde 2019 rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilt.

Die Gedenkstätte Potocari unweit der ostbosnischen Stadt Srebrenica.
Foto: ELVIS BARUKCIC

Leugnung des Völkermordes

Kurz vor der Urteilsverkündung bekundete am Montagabend eine bosnisch-serbische nationalistische Organisation ihre Unterstützung für Mladić. Dafür wurde im Zentrum der grenznahen Kleinstadt Bratunac ein Dokumentarfilm über Mladić vorgeführt, berichtete die Tageszeitung "Oslobodjenje". Die "Ostalternative" sieht ihre Aktion als Bekundung der "Unterstützung und Dankbarkeit" für Mladić. Auf den Plakaten der Organisation war in Anspielung auf Srebrenica zu lesen: "Es gab keinen Völkermord." Bratunac ist nur elf Kilometer von Srebrenica entfernt.

Bereits Mitte Mai hatte die Organisation für Aufsehen gesorgt, als sie sich für die Umbenennung einer Straße in Srebrenica nach dem österreichischen Literaturnobelpreisträger Peter Handke eingesetzt hatte. Im größeren bosnischen Landesteil, der Bosniakisch-Kroatischen Föderation, wird Handke von vielen als "Genozidleugner" gesehen. (APA, red, 8.6.2021)