Josef Thorak ist nur einer von 13 Persönlichkeiten, die als gravierend ins NS-Regim verstrickt bewertet wurden.

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Die historischen Fakten liegen auf dem Tisch. 13 Straßen in der Stadt Salzburg sind nach Männern benannt, die gravierend in das NS-Regime verstrickt waren. Auf der Liste stehen etwa der Mitbegründer der Salzburger Festspiele, Heinrich Damisch, der Dirigent Herbert von Karajan sowie der Konstrukteur Ferdinand Porsche. Nun muss die Stadtpolitik Taten setzen und Straßen umbenennen. Die Empfehlung des Historikerbeirats lautet nicht umsonst, dass es bei diesen Persönlichkeiten Handlungsbedarf gebe. Zusatztafeln alleine werden nicht ausreichen – eine Straßenbenennung ist eine Ehre, die Nazis oder Profiteuren des NS-Regimes nicht gebührt.

Die Ankündigung von Salzburgs Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ), dass die Politik nun bewerten müsse, wie sich diese Personen nach der NS-Zeit verhalten haben und was sie für die Stadt geleistet haben, lässt bereits ahnen, woher der Wind im Herbst weht – und dass es sehr wahrscheinlich keine politische Mehrheit für die Umbenennung der Ferdinand-Porsche-Straße oder des Herbert-von-Karajan-Platzes geben wird. Denn bei der Debatte werden alle späteren Verdienste in die Waagschale geworfen werden. Doch die gravierende Verstrickung in das NS-Regime kann und darf nicht damit aufgewogen werden.

Wenn überhaupt, dann werden unbekanntere Namen für eine Alibi-Umbenennung herhalten müssen. Wahrscheinlicher ist, dass unter die Straßenschilder ein Zusatz-Taferl gehängt wird und Schluss ist.

Die Voraussetzungen für Umbenennungen liegen mit dem Historikerbericht vor. Im Stadtarchiv gibt es bereits eine Liste mit (zufällig) 13 Namen, die für einen Straßennamen infrage kommen. Darunter sind zehn Frauen, etwa die Künstlerin Helene von Taussig, die vom NS-Regime ermordet wurde, oder die Malerin Irma Rafaela Toledo, die sich als Jüdin vor den Nazis verstecken musste. Es ist ohnehin höchste Zeit, dass in Salzburg endlich mehr Straßen nach Frauen benannt werden als nach Nazis. Derzeit sind lediglich 37 Frauen, aber 46 NSDAP-Mitglieder Namensgeber für Straßen. (Stefanie Ruep, 8.6.2021)