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Der australischen Bundespolizei AFP gelang ein Schlag gegen die organisierte Kriminalität, vor allem im Drogenbereich. Insgesamt waren 9000 Polizisten weltweit an der Aktion beteiligt.

Foto: Australian Federal Police via Reuters

Es war eine beispiellose Polizeiaktion, die am Dienstag zu 800 Festnahmen in 100 Ländern rund um den Globus führte – sowohl was die Zahl der Verdächtigen betrifft als auch die technische Raffinesse der ermittelnden Behörden.

Mit der "Operation Trojanerschild" ist der europäischen Polizeibehörde Europol laut eigenen Angaben ein großer Schlag gegen das organisierte Verbrechen gelungen. Insgesamt 300 Banden hatten die Polizisten ins Visier genommen, neben Motorradgangs und Drogensyndikaten unter anderem auch die italienische Mafia.

Eingeschleuste Handys

Mehr als 700 Häuser seien durchsucht worden, acht Tonnen Kokain und 22 Tonnen Cannabis sowie insgesamt 40 Millionen Euro in Bargeld sowie in Kryptowährungen beschlagnahmt worden. Auch Juwelen, insgesamt 55 Luxusautomobile und hunderte Schusswaffen konnten sichergestellt werden.

Mittels insgesamt 12.000 präparierter Telefone, die von Undercover-Beamten eingeschleust wurden, konnten insgesamt 16 Polizeibehörden über 18 Monate hinweg Telefongespräche und andere Kommunikationsvorgänge der Banden abhören, mehr als 27 Millionen Nachrichten seien gefiltert worden. Ermittler ließen dafür sogar eigene Handys entwickeln und etablierten über Undercover-Beamte einen Chatdienst namens Anom im kriminellen Milieu.

Eigener Messenger-Dienst

Die Telefone, die angeblich verschlüsselt sein sollten, waren nach Europol-Angaben aber mit einem Netzwerk verbunden, das von der US-Bundespolizei eingerichtet worden war. So erfuhren die Polizisten von Drogengeschäften, Geldwäsche und sogar Bandenmorden, die über den vermeintlich abhörsicheren Kanal geplant wurden. Der von den Behörden ausgeheckte Messenger-Dienst verbreitete sich rasend schnell im kriminellen Milieu – über Mundpropaganda. Weil bekannte Verbrecher die Software nutzten, wurden die von Beamten eingeschmuggelten Geräte in der Szene immer beliebter. "Man musste einen Kriminellen kennen, um an eines dieser Geräte zu kommen. Die Telefone konnten weder jemanden anrufen noch E-Mails verschicken. Man konnte nur mit jemandem auf derselben Plattform kommunizieren", erklärte ein Sprecher der australischen Bundespolizei AFP, die allein 224 Menschen festnehmen und sechs Drogenlabore ausheben konnte.

Die europäische Polizeibehörde Europol hatte die konzertierte Aktion koordiniert, beteiligt waren neben der US-Bundespolizei FBI und der US-Drogenbehörde FDA insgesamt 9000 Beamte aus mehr als einem Dutzend weiterer Länder. "Dies war einer der größten und ausgeklügeltsten Einsätze überhaupt", sagte der stellvertretende Europol-Direktor Jean-Philippe Lecouffe in Den Haag.

Festnahmen in Österreich

Auch in Österreich gab es in mehreren Bundesländern Hausdurchsuchungen, bestätigte die Sprecherin des Bundeskriminalamts, Silvia Kahn, am Dienstag der APA. Auch Festnahmen soll es gegeben haben. Aus kriminaltaktischen Gründen wollten die Behörden am Dienstag aber keine Details kommunizieren. Sie verwiesen auf eine für Mittwoch geplante Pressekonferenz.

Am Dienstag gab die Salzburger Polizei die Zerschlagung eines internationalen Drogenrings bekannt, der in den vergangenen Jahren 25 bis 30 Tonnen Tabletten des Amphetamin-ähnlichen Rauschgifts Captagon im Wert von 150 Millionen Euro nach Saudi-Arabien verfrachtet haben soll. Eine Pizzeria in der Flachgauer Ortschaft Bürmoos soll dabei eine zentrale Drehscheibe dargestellt haben. 15 Verdächtige wurden festgenommen. (Florian Niederndorfer, 8.6.2021)