"Kismet und Masen": Musizitate und viele Klischees in der Oper von Netzzeit im Museumsquartier.

Foto: Nurith Wagner-Strauss

Der Abend ist lau, die Stimmung ausgelassen: endlich wieder Leben im Museumsquartier. Vor dem Mumok steht die mobile Bühne der Gruppe Netzzeit, die sich dem interdisziplinären Musiktheater verschrieben hat und alle zwei Jahre Out of Control veranstaltet. Heuer ist es wieder so weit, gestartet wird mit der "türkisch-wienerischen Volks-Opern-Komödie" Kismet und Masen von Antonio Fian (Libretto) und Heinz Ditsch (Musik).

In dem Stück geht es um die (Liebes-)Beziehungen zwischen Türken und Wienern, wobei im Text penibel darauf geachtet wird, kein Klischee auszulassen. Gespielt wird im offenen Laderaum eines Lkws, die Szenerie für Ayman Berbers Friseursalon in Floridsdorf, von wo aus er versucht, seine widerspenstige Tochter Meltem mit einem pornösen türkischen Lottomillionär zu verheiraten. Dazu kommen die (nationalistische) Nationalratsabgeordnete und Jagdfetischistin Martha Klabusnik und ihr Sohn Gerwin, der lieber Barde spielt, als Jus zu studieren. Ebenfalls Teil der Floridsdorfer Combo: der obligate Hardcore-Prolo, hier als Polizist verkleidet, mit bestens einstudiertem Meidlinger L.

Von Nirvana bis Ballermann-Bumbum

Das war es aber auch schon mit der Kunst. Die singenden Schauspieler bombardieren das Publikum mit Plattitüden, etwa dass Friseure in Wirklichkeit Notrufzentralen für unverstandene Frauen und traurige Männer sind. Musikalisch frönt Heinz Ditsch dem Zitat: von Nirvana über die Arie der Königin der Nacht bis zu Jodelmusik und Ballermann-Bumbum ist alles dabei. Sogar ein erfolgreich verdrängtes "Bunga, Bunga" stimmt der Chor an. Gesungen wird auf Deutsch und Türkisch (Lyrics: Hasan Öksüz) mit vielen schrillen Tönen und in Begleitung des Trio Gurus Šrâmł Kvatet (Achtung: Wortspiel!). Nach zwei Stunden ist die Sause vorbei. (dam, 9.6.2021)