Die Zentrale der OMV in Wien. Seit vergangenem Jahr läuft ein Devestitionsprogramm, das zwei Milliarden Euro einspielen und die gestiegene Verschuldungsquote im Zuge der Borealis-Aufstockung senken soll.

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Dann waren es nur mehr acht. Nach dem am Dienstag bekanntgegebenen Verkauf des Tankstellennetzes in Slowenien ist der heimische Mineralölkonzern neben Österreich nur mehr in Tschechien, der Slowakei, in Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Serbien und Moldawien mit eigenen Zapfsäulen präsent. Die 120 Tankstellen gehen an die ungarische Mol.

Der Mineralölkonzern mit Sitz in Budapest zahlt für die Tankstellen und das Kundengeschäft der OMV im zwei Millionen Einwohner zählenden Land 301 Millionen Euro. Zusätzlich übernimmt Mol auch noch ausstehende Leasingverpflichtungen, sodass sich ein Unternehmenswert von 346 Millionen Euro für OMV Slovenija errechnet.

Der Rückzug aus dem Tankstellengeschäft folgt bei der OMV einer eigenen Logik. Diese besagt, dass man künftig nur mehr Tankstellen betreiben möchte, die sich ohne logistische Kapriolen mit Produkten aus eigenen Raffinerien versorgen lassen. In Deutschland war das nicht mehr der Fall, in Slowenien ebenso wenig. Die Märkte in Rumänien, Bulgarien, Moldawien und Serbien werden von der Raffinerie Petrobrazi versorgt, die zur OMV-Tochter Petrom gehört. Die verbleibenden Märkte sind relativ gut von der Raffinerie Schwechat aus belieferbar.

Umbau zu mehr Chemie

Der Verkauf des Tankstellennetzes in Slowenien ist Teil des Abverkaufs der alten, noch vom Öl- und Gasgeschäft dominierten OMV. Der teilstaatliche Konzern macht gerade eine Transformation weg von Öl und Gas hin zu mehr Chemie durch. Mit dieser Strategie reagiert Österreichs größter Industriekonzern nicht zuletzt auf den Klimawandel und die in dem Zusammenhang beschlossenen internationalen CO2-Reduktionsziele. Statt das Öl zu verbrennen, soll es veredelt und zu hochwertigen Kunststoffen weiterverarbeitet werden. Vor diesem Hintergrund ist auch die Bestellung des neuen OMV-Chefs Alfred Stern mit Anfang September zu sehen, der zuvor Chef der Kunststofftochter Borealis war.

Gemessen an dem jüngsten Deal in Deutschland sind die mehr als 300 Millionen Euro in Slowenien ein guter Preis. Für rund 4o Prozent der Tankstellen, die sie in Deutschland verkauft hat, erzielte die OMV etwa 60 Prozent des dortigen Preises.

Beim Käufer der OMV-Tankstellen Bayern und Baden-Württemberg handelt es sich um die britische Einzelhandelsgesellschaft EG Group. Die in Blackburn ansässige Firma betreibt in Deutschland bereits rund 1000 Tankstellen der Marke Esso. Für 285 Tankstellen zahlen die Briten 485 Millionen Euro. Als Teil der Vereinbarung wird EG Group ausstehende Leasingverpflichtungen übernehmen. Daraus errechnet sich ein Unternehmenswert von 614 Millionen Euro. Mit dem Closing des Verkaufs in Deutschland wird noch heuer gerechnet, der Slowenien-Deal soll 2022 abgeschlossen sein.

Devestitionsprogramm

Als das Treibstoffgeschäft noch boomte, war die OMV noch viel flächendeckender in Europa vertreten und mit Petrol Ofici sogar im asiatischen Teil der Türkei aktiv. Das ist schon einige Jahre her.

Der Verkauf der Tankstellen in Slowenien ist Teil eines großangelegten und im vergangenen Jahr von OMV-Chef Rainer Seele angekündigten Devestitionsprogramms in Höhe von zwei Milliarden Euro. Gut eine Milliarde davon ist bereits realisiert. Dazu gehört unter anderem der kürzlich abgeschlossene Verkauf des 51-Prozent-Anteils am Gasnetzbetreiber Gas Connect Austria an den Stromkonzern Verbund. Der Wert der Transaktion: 437 Millionen Euro.

Auch Düngemittelgeschäft steht zum Verkauf

Das Geld dient der OMV zur Senkung des Nettoschuldenstands, der im Zuge der 3,8 Milliarden Euro teuren Aufstockung der Borealis-Anteile von 36 auf 75 Prozent stark gestiegen ist. Zum Verkauf steht jetzt noch das Düngemittelgeschäft von Borealis. Dieses habe nicht die kritische Größe, um weiter wirtschaftlich betrieben werden zu können und passe auch nicht ins Kerngeschäft der OMV neu, wird betont.

Die slowenische OMV-Tochter ist keine Unbekannte für Mol. Der ungarische Mineralölkonzern war schon bisher mit 7,75 Prozent daran beteiligt. In Slowenien betreibt Mol derzeit 53 eigene Tankstellen. (Günther Strobl, 8.6.2021)