Der Grauwal (Eschrichtius robustus) ist als Weitwanderer bekannt. Die jahrhundertelange Bejagung durch den Menschen hat die Bestände des Riesen stark dezimiert.

Foto: Guillermo Arias/AFP

Eine rekordverdächtige Langstreckenreise um die halbe Welt hatte ein Grauwal hinter sich, als ihn Umweltschützer vor der südwestafrikanischen Küste bei Namibia entdeckten. Genetische Analysen deuteten darauf hin, dass der Wal zu einer bedrohten Population im Nordpazifik gehört. "Das bedeutet eine Wanderung von bis zu 27.000 Kilometern, was die weiteste jemals bekanntgewordene Migration eines im Wasser lebenden Wirbeltieres wäre", sagte der Evolutionsbiologe Rus Hoelzel von der Durham-Universität.

Der männliche Grauwal war zwischen dem 4. Mai und dem 11. Juli 2013 vor der Hafenstadt Walvis Bay in relativ ausgezehrtem Zustand gesichtet worden. Hoelzel und Kollegen machten sich daran, die Herkunft des Tieres zu klären und veröffentlichten nun das Ergebnis ihrer genetischen Spurensuche im Fachblatt "Biology Letters".

Was den Grauwal dazu bewogen hat, eine so große Strecke zurückzulegen, ist unklar. "Es könnte eine zufällige Wanderung oder eine absichtliche Migration sein, die durch die nun offene Passage in die Arktis ermöglicht wurde", erklärte Hoelzel. "Die Entdeckung der Rekordreise könnte von Bedeutung für den Schutz der seltenen Wale und die Erforschung ihrer Reaktion auf globale Veränderungen wichtig sein." (red, APA, 9.6.2021)