Kann das österreichische Nationalteam bei der Fußball-EM das ersehnte Achtelfinale erreichen? Immerhin könnte sogar ein dritter Rang in der Gruppenphase den Aufstieg ermöglichen. Die Elf von Teamchef Franco Foda muss gegen die Niederlande, die Ukraine und Nordmazedonien weiß Gott nicht die Sterne vom Himmel holen. Trotzdem schlottern dem Fan die Knie. Er kennt seine Pappenheimer, er hat ein ungutes Gefühl.

Europa, wir kommen (ins Achtelfinale)!
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Aber es gibt ja auch die Statistik – und die Statistik hat ein kaltes Herz. Sie kennt keine Gefühle, sie interessiert sich ausschließlich für Fakten. "Österreich erreicht das Achtelfinale mit einer Wahrscheinlichkeit von 80,9 Prozent", sagt Achim Zeileis im Gespräch mit dem STANDARD. Zeileis arbeitet an der Uni Innsbruck und ist Teil eines internationalen Forschungsteams, das die Euro 100.000-mal am Computer simuliert hat. Die Berechnungen beruhen unter anderem auf der Spielstärke der Teams auf Basis von Länderspielen und Wettquoten sowie Ratings und Marktwerten der einzelnen Kicker.

Man muss keine Kristallkugel besitzen, um vorherzusehen, dass Österreich nicht Europameister wird. Zeileis beziffert diese dunkle Vorahnung: "Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 1,5 Prozent." 1,5 Prozent? Ist das angesichts der zuletzt gezeigten Darbietungen nicht hochgegriffen? Fällt uns, beim Teutates, nicht eher der Himmel auf den Kopf? "Im Fußball gibt es Überraschungen. Erinnern wir uns an den Titel der Griechen 2004 oder an die englische Meisterschaft für Leicester." Wie sagt man so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt – aber sie stirbt.

Favorit Frankreich

Aber wer wird jetzt Europameister? Favorit ist Frankreich mit einer Gewinnwahrscheinlichkeit von 14,8 Prozent, gefolgt von England (13,5), Spanien (12,3), Deutschland und Portugal (je 10,1). Die knappen Abstände zeigen laut Zeileis, dass es keinen klaren Favoriten gibt. Das Rennen ist offen. Außer für Ungarn. Keine Simulation dieser Welt bringt dem Co-Gastgeber den Titel.

Österreich startet Sonntag gegen Nordmazedonien ins Turnier. Wie geht’s aus? Zeileis lässt sich nicht zu einem Tipp hinreißen, Statistiker-Ehre: "Österreich gewinnt mit einer Wahrscheinlichkeit von 61 Prozent, 24 Prozent sprechen für ein Remis." Die Wahrscheinlichkeit für eine Niederlage dürfen die Leser selbst berechnen, das ist zumutbar. (Philip Bauer, 9.6.2021)