Stagniert Wasser in der Leitung, können sich Keime bilden.

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Der 18. Juni ist ein wichtiger Tag in Österreich, dem (noch) viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Vielleicht weil er auf keine lange Tradition zurückblickt und weil das Thema, das im Mittelpunkt steht, erst in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wichtiger werden wird.

Am 18. Juni ist der sechste österreichische Trinkwassertag. Wasserversorger laden Interessierte ein, ihre Anlagen zu besichtigen, und zeigen sich an diesem Tag besonders stolz über die getane Arbeit.

Zu Recht, findet Martin Taschl vom Forum Wasserhygiene: "Österreich ist eines der wenigen Länder weltweit, in dem sowohl die Quantität als auch die Qualität des Wassers hervorragend ist. Wir können Wasser aus der Leitung trinken und bekommen es frei Haus geliefert."

Richtige Lagerung wichtig

Allerdings, so Taschl, müsse Wasser richtig gelagert werden, ansonsten verdirbt es, wie alle anderen Lebensmittel auch. "Das ist den meisten Menschen nicht bewusst und wird dann zum Problem, wenn das Wasser länger als drei Tage in den Leitungen steht", stimmt Thomas Fleischanderl von TÜV Austria zu.

Er zieht einen Vergleich: "Nach zwei Wochen Urlaub würde niemand auf die Idee kommen, die bei Raumtemperatur gelagerte Wurst zu essen. Genauso wenig sollte der erste Schluck Wasser aus der Leitung getrunken werden."

Das gelte im Übrigen für alle Wasserhähne im Wohnraum, auch für die Dusche. "Durch das Stagnieren des Wassers in der Leitung bildet sich ein Biofilm, in dem sich sogenannte Legionellen vermehren können", erklärt Fleischanderl. Diese Bakterien werden durch Aerosole über die Atemwege aufgenommen. "Wer sie einatmet, kann an Legionellose erkranken. Je nach Immunsystem führt dies zu leichten Grippesymptomen bis hin zu einer Lungenentzündung."

Erreger vor 45 Jahren entdeckt

Der Erreger der Legionärskrankheit (oder Legionellose) wurde 1976 erkannt. Damals versammelten sich ehemalige Legionäre in einem Hotel in Philadelphia. Als 181 von ihnen eine Lungenentzündung bekamen, wurden der Erreger und die Krankheit nach ihnen benannt. Laut einer Erhebung der Ages (Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit) sterben jährlich zehn bis 15 Prozent der Erkrankten daran.

Wer ist verantwortlich?

Legionellose ist meldepflichtig. Wer für eine Erkrankung verantwortlich ist, haftet im Rahmen der Allgemeinen Verkehrssicherungs- und Sorgfaltspflicht. Diese überträgt dem Betreiber des Hauses (Hausverwaltung, Hotelbesitzer, Dienstgeber) die Verantwortung für die Wasserqualität. "Einmal jährlich empfiehlt es sich, eine Überprüfung der Wasserhygiene im Haus durchzuführen", sagt Fleischanderl.

Österreich sei allerdings säumig. "Während es in Deutschland bereits gängige Praxis ist, dass Wohnhäuser und Hotels regelmäßig geprüft werden, wird hierzulande bei weitem nicht flächendeckend beprobt." Zwei Jahre hat Österreich nun Zeit, die neue europäische Trinkwasserrichtlinie umzusetzen. Die Kosten der Beprobung belaufen sich umgerechnet auf sieben bis zehn Euro pro Wohnung und Jahr.

Bei der Beprobung können nicht nur Legionellen, sondern auch Pseudomonaden ausfindig gemacht werden. Während Legionellen am liebsten in lauwarmem Wasser gedeihen, wachsen Pseudomonaden am besten in Kaltwasser (also unter 25 Grad).

"Diese Bakterien kommen auch in natürlichen Gewässern in geringen Konzentrationen vor", sagt Fleischanderl. Das sei allerdings nicht weiter tragisch, solange sie sich nicht vermehren. Hier gilt: Die Menge macht das Gift. Und um dies zu verhindern, muss Kaltwasser unter 25 Grad und Heißwasser über 60 Grad gehalten werden. Ist dies nicht der Fall und das Wasser "steht", beginnen die Bakterien zu keimen.

Taschl fügt hinzu: "Pseudomonas werden durch Hautkontakt oder Einatmen übertragen. Beim Trinken passiert selten etwas, das Verdauungssystem tötet in seinem sauren Milieu viele Keime ab."

Prävention schützt

Die beiden Experten sind sich einig: Während eines Urlaubs wäre das Optimum, dass jeden dritten Tag jemand kommt, das Wasser aufdreht und dabei vielleicht auch gleich die Pflanzen gießt. Sollte dies nicht möglich sein, ist das Wasser abzudrehen.

Nach dem Urlaub gilt: Wasserhähne aufdrehen. Zuerst einzeln, dann gleichzeitig, um die maximale Fließgeschwindigkeit im Rohrsystem zu erreichen. Außerdem zuerst heiß, danach kalt durchspülen. "Somit sind Leitungen und Armaturen gekühlt", sagt Taschl. "Ansonsten werden diese 30 bis 35 Grad erreicht, die es tunlichst zu vermeiden gilt." (Julia Beirer, 18.6.2021)