Plötzlich war auf vielen Websites nur eines zu lesen: "Error".

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Ein Problem bei einem Internet-Dienstleister hat am Dienstag weltweit hunderte Websites lahmgelegt, darunter jene von Amazon, Spotify und der "New York Times". Aber auch britische Regierungsbehörden waren mehrere Stunden offline. Was war da los? Antworten gibt der IT-Security-Experte Robert Waldner.

STANDARD: Herr Waldner, was ist da am Dienstag passiert?

Waldner: Aus internationalen Berichten wissen wir, dass das Content-Delivery-Network (CDN) Fastly ausgefallen ist. Das hat dazu geführt, dass Webseiten wie die BBC nicht erreichbar waren. Aber gerade weltweit agierende Unternehmen brauchen Anbieter wie Fastly, um ihre Inhalte schnell auf der ganzen Welt, also auch in Australien und Neuseeland, zur Verfügung zu stellen. Ohne diese Content-Delivery-Networks würde es viel zu oft zu Netzwerkproblemen und Verzögerungen kommen. CDNs bieten nämlich ein weltweites Servernetz. Auch der STANDARD nutzt deshalb diese Networks.

Unternehmen brauchen einen Notfallplan, sagt der IT-Security-Experte Robert Waldner.
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STANDARD: Kann das Internet – zumindest kurzfristig – wirklich so leicht kaputt gehen?

Waldner: Nein, das Internet ist viel mehr als nur dieser eine Anbieter. Einzelne Services und Webseiten waren betroffen, aber das Grundgerüst "Internet" blieb unberührt.

STANDARD: Es gibt ein paar große Dienstleister, die den Markt kontrollieren. Ist das ein Problem?

Waldner: Es gibt hier einen Wettbewerb und mehrere Anbieter. Daher glaube ich, dass das System grundsätzlich gut funktioniert – im Gegensatz zu Handybetriebssystemen, wo es de facto nur noch zwei Unternehmen gibt, die sich den Markt aufteilen.

STANDARD: Nach wenigen Stunden waren die betroffenen Websites wieder erreichbar. Beruhigt Sie das?

Waldner: Ich muss gestehen: ja. Vor allem weil es keine Hinweise auf Sicherheitsprobleme gab. Im laufenden Betrieb kann allerdings immer etwas passieren.

STANDARD: Was können wir aus diesem Vorfall lernen?

Waldner: Es braucht einen Notfallplan. Vor allem Unternehmen, die diese Content-Delivery-Networks verwenden, müssen sich überlegen: Was mache ich, wenn es so einen Ausfall bei meinem Anbieter gibt und meine Website vorübergehend nicht erreichbar ist? Da muss es zumindest eine temporäre Statusseite geben, die den Usern zeigt, dass es gerade ein Problem gibt, an dem auch gearbeitet wird. (Matthias Balmetzhofer, 9.6.2021)