Die internationale Beratungsagentur Mercer verzichtet wie im Vorjahr aufgrund der Pandemie auf ihre "Quality of Living"-Studie. In diesem Ranking hatte Wien zuletzt eine Bank auf die Topplatzierung.

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Es war am Mittwoch ein veritabler Aufreger: Die Stadt Wien hat nach drei Jahren an der Spitze des "Economist Intelligence Unit Ranking" (EIU) im Bereich Lebensqualität 2021 die Topplatzierung eingebüßt. Die Folgen der Corona-Pandemie samt Lockdowns und Einschränkungen haben die Bundeshauptstadt auf den zwölften Platz abstürzen lassen. Abgerutscht sind im Ranking vor allem europäische Metropolen, während Auckland in Neuseeland auf Platz eins stürmte – gefolgt von Osaka in Japan und Adelaide in Australien. Die EIU hob für Auckland den "erfolgreichen Ansatz bei der Eindämmung der Covid-19-Pandemie" explizit hervor.

In einem weiteren globalen Ranking zur Lebensqualität bleibt Wien indes weiterhin Titelverteidiger: Die internationale Beratungsagentur Mercer verzichtet wie bereits im Vorjahr auch 2021 aufgrund der Pandemie auf ihre "Quality of Living"-Studie. In diesem Ranking hatte Wien zuletzt eine Bank auf die Topplatzierung: Bis 2019 landete die österreichische Metropole zehnmal en suite auf Platz eins. 2019 setzte sich Wien gegenüber 231 Großstädten durch. Bewertet wurden 39 Kriterien, darunter Gesundheitsstandards, politische Stabilität, Bildungssystem, Wohnungsmarkt und Wirtschaftslage.

"Die Kriterien, die wir in puncto Lebensqualität abfragen, entsprechen derzeit wegen Corona nicht mehr der Realität", sagte eine Pressesprecherin von Mercer am Mittwoch auf Anfrage des STANDARD. Die Studie passe aktuell mit Abfragen unter anderem nach Freizeitangeboten oder Kultureinrichtungen "nicht in die Zeit und nicht in die Lebensrealität".

Den ersten Platz begründete Mercer zuletzt 2019 so: "Neben einem stabilen politischen und sozialen Umfeld punktet die österreichische Hauptstadt vor allem durch sehr gute medizinische Versorgung, ein abwechslungsreiches Kultur- und Freizeitangebot sowie eine ausgesprochen hohe Anzahl an internationalen Schulen." Auch "die geringe Kriminalitätsrate, eine effiziente Strafverfolgung sowie ein hervorragendes Angebot an qualitativ hochwertigem Wohnraum, sowohl im Stadtgebiet als auch in der Umgebung, haben dazu beigetragen, dass Wien seine Spitzenposition erneut verteidigt hat."

Oppositionskritik

Kritik daran, dass die Stadtregierung die Topplatzierung bei der Mercer-Studie abfeiere, kommt regelmäßig von der Opposition: So wurde das Mercer-Ranking unter anderem als "wenig aussagekräftige Managerstudie" abgekanzelt. Die Stadt verweist hingegen darauf, dass neben Befragungen von Expats (also Personen aus dem Ausland, die temporär oder über einen längeren Zeitraum in Wien arbeiten) auch Daten in die Studie einfließen, die von unabhängigen Instituten und Behörden erhoben werden. (David Krutzler, 9.6.2021)