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Fastly bietet einen viel genutzten Service.

Foto: Marcio Jose Sanchez / REUTERS

Amazon weg, Spotify weg, Reddit, Twitter und viele Nachrichtenseiten ebenso: Am Dienstag sorgte der Ausfall zahlreicher großer Webservices für einige Aufregung unter Internet-Usern. Kommt es doch nur selten vor, dass solche Probleme wirklich global auftreten und es dann auch noch mehr als eine Stunde bis zu ihrer Behebung braucht. Nach anfänglichem Rätselraten war bald klar, wo die Schuld dafür zu suchen ist – bei einer Firma, die der breiten Masse kaum bekannt sein dürfte: Fastly. Das wirft natürlich die Frage auf: Wer ist Fastly – und wie kann das Unternehmen überhaupt so massive Auswirkungen auf das Internet haben?

CDN

Bei Fastly handelt es sich um ein sogenanntes "Content-Delivery-Network" (CDN). Solche Services sind dazu gedacht, die Performance und Verfügbarkeit populärer Webseiten zu verbessern. Dazu betreiben entsprechende Firmen ein über die gesamte Welt verteiltes Netzwerk an Proxy-Servern, mit denen die eigentlichen Inhalte quasi näher an die Nutzer herangebracht werden. Dies führt nicht nur dazu, dass die Inhalte schneller geladen werden – einfach weil der betreffende Server physisch näher ist als ein irgendwo in den USA oder Asien stehender Rechner –, sondern hilft auch, Leistungsspitzen abzufangen.

Wo früher Webseiten bei zu vielen Anfragen schnell einmal in die Knie gehen mussten, wird diese Last heutzutage zu großen Teilen von solchen CDNs abgefangen, da die von den Nutzern abgefragten Inhalte dort zwischengespeichert werden. Dieses "Edge-Computing" genannte Konzept reduziert zudem die Last für internationale Datenleitungen, da eben nicht jede Anfrage den weiten Weg auf einen anderen Kontinent nehmen muss, sondern lediglich das lokale CDN genutzt wird, das dann zentral die Inhalte aktualisiert. Gerade bei datenintensiven Anwendungen wie Videostreams sind solche Methoden heutzutage gang und gäbe.

Alles hat einen Haken

CDNs haben für Webseitenbetreiber insofern viele Vorteile, als sie in den vergangenen Jahren große Verbreitung gefunden haben. So gibt es denn auch neben Fastly noch jede Menge andere Anbieter in diesem Bereich. Zu den bekanntesten zählen dabei die Firmen Akamai und Cloudflare. Aber es gibt natürlich auch einen entscheidenden Nachteil in dem Konzept, und der manifestierte sich nun in dem aktuellen Ausfall: Fällt ein prominentes CDN aus, führt dies unweigerlich zeitgleich zu Problemen mit einer Vielzahl an Webseiten.

Reaktion

In einem Blogposting liefert Fastly mittlerweile auch – zumindest vage – Hintergründe zu dem Vorfall. So sei das Problem auf einen zuvor unentdeckten Softwarefehler in den eigenen Systemen zurückzuführen. Dieser sei durch eine simple Konfigurationsänderung eines einzelnen Kunden ausgelöst worden. Gleichzeitig betont Nick Rockwell, Entwicklungsleiter der Firma, dass man den Fehler schnell in den Griff bekommen habe. Innerhalb einer Minute seien die Probleme bemerkt worden, anschließend habe man die Ursache rasch isoliert. Nach 49 Minuten seien bereits 95 Prozent des eigenen Netzwerks wieder problemlos gelaufen.

Während manche Kritiker darin einen weiteren Beleg für die Nachteile der zunehmenden Zentralisierung des Internets sehen, zeigt sich die Börse von dem Vorfall unbeeindruckt. Die Aktie von Fastly legte in der Nacht auf Mittwoch um bis zu sechs Prozent zu. (apo, 9.6.2021)