Ein großer Fisch ist der Finanzpolizei ins Netz gegangen.

Foto: APA/HERBERT-PFARRHOFER

Salzburg – Die Steuerfahndung hat einen rekordverdächtigen Schwarzgeldfund bei den Betreibern eines großen Après-Ski-Lokals in einem Salzburger Tourismusort gemeldet. Bei Hausdurchsuchungen bei der Gastronomen-Familie wurden im September 2019 Bargeld und Sparbücher mit nicht ordnungsgemäß versteuerten Beträgen in der Gesamthöhe von über 3,5 Millionen Euro sichergestellt. Außerdem wurde bei dem Wirt auch eine illegale Handfeuerwaffe entdeckt.

34.500 Euro "Taschengeld"

Im Kleiderkasten des Lokalbetreibers stießen die Ermittler in den Taschen eines Sakkos auf 34.500 Euro, hieß es in einer Mitteilung des Finanzministeriums. Dies habe der Beschuldigte noch humorvoll mit der Aussage "es handle sich dabei um sein Taschengeld" abgetan. Die Salzburger Steuerfahndung dürfte schon länger den Verdacht gehegt haben, dass das Lokal Schwarzeinnahmen generiere.

Die hohe sichergestellte Summe besteht aus mehr als 780.000 Euro Bargeld, das im hauseigenen Safe und in diversen Taschen gefunden wurde, und mehr als 200 vorwiegend namenlose Sparbücher mit einer Gesamteinlage von über 2,7 Millionen Euro. Da die Beschuldigten die Herkunft des Geldes nicht erklären konnten, bestand der Verdacht, dass die Gelder aus Schwarzeinnahmen des Lokals stammen. Insbesondere auch deshalb, weil festgestellt werden konnte, dass in der Hochsaison an einem Tag bis zu drei namenlose Sparbücher mit einer Einlage von jeweils knapp unter 15.000 Euro angelegt wurden. Die Transaktionen schienen aber nicht in den Geschäftsunterlagen des Betriebes auf.

Vollumfängliches Geständnis

Bereits wenige Tage nach der Hausdurchsuchung haben die Beschuldigten eine Million Euro als "Vorauszahlung" für die zu erwartende Steuernachforderung an das Finanzamt überwiesen. Bemerkenswert sei auch gewesen, dass der Gastronomiebetrieb seit diesem Zeitpunkt in etwa die doppelten monatlichen Umsätze erklärte, als in den Vergleichszeiträumen vor der Durchsuchung, teilte das Finanzministerium mit. Die Beschuldigten legten ein vollumfängliches Geständnis ab.

Gleichzeitig zu den finanzstrafrechtlichen Ermittlungen der Steuerfahndung startete das Finanzamt eine Betriebsprüfung, die zu einer Abgabennachforderung in der Höhe von mehr als 3,2 Millionen Euro führte. Der Großteil davon wurde von den Beschuldigten bereits beglichen. Allerdings müssen sich die Lokalbetreiber auch strafrechtlich vor dem Landesgericht Salzburg verantworten. Ihnen droht eine Geldstrafe in Millionenhöhe, auch eine mehrjährige Freiheitsstrafe ist möglich.

Beschuldigter sitzt offenbar im Gemeinderat

Der von den Vorwürfen betroffene Gastronom ist laut der APA vorliegenden Informationen ÖVP-Gemeinderat und Funktionär im Wirtschaftsbund. Wie der Bürgermeister der Tourismusgemeinde am Donnerstagnachmittag zur APA sagte, habe der Wirt des Après-Ski-Lokals heute von sich aus erklärt, der Beschuldigte zu sein und sein Mandat im Gemeinderat aufgegeben. "Mir liegt seine schriftliche Rücktrittserklärung am Tisch. Außerdem hat er seinen Austritt aus der Partei bekannt gegeben."

Die FPÖ kritisierte den Fall am Donnerstag scharf. "Wundern tut sich niemand mehr. Schwarzgeld hat bei der türkisen ÖVP anscheinend ja eine lange Tradition", wird Generalsekretär Michael Schnedlitz in einer Aussendung zitiert. "Die Sitten, die in der Kanzlerpartei der letzten Jahre Einzug gehalten haben, sind unserer Republik nicht würdig."

Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) sprach nach Bekanntwerden des Fundes von einem beispiellosen Fall. "Die Höhe der festgestellten Schwarzgelder überraschte selbst die erfahrensten Ermittler." Steuer- und Abgabenbetrug würden den Wettbewerb verzerren und der Wirtschaft schaden. (APA, 10.6.2021)