Nicht nur in Österreich wächst das Vermögen. Allerdings profitieren nicht alle davon.

Wien – Trotz der Pandemie und ihrer Auswirkungen auf die Konjunktur hat das private Finanzvermögen weltweit auch im Jahr 2020 zugelegt – dank steigender Aktienkurse und eines deutlichen Zuwachses beim Ersparten. Gesamt lag das Vermögen im Vorjahr bei 250 Billionen US-Dollar (205 Billionen Euro) und damit 8,3 Prozent über dem Niveau von 2019. Auch Österreich war keine Ausnahme, hierzulande wuchs das private Vermögen um fünf Prozent auf eine Billion Dollar.

"Überraschend starker" Zuwachs

Das zeigt der aktuelle Global Wealth Report des Beratungsunternehmens Boston Consulting Group (BCG), der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Der weltweite Zuwachs beim globalen Vermögen sei entgegen vielen Erwartungen "überraschend stark" gestiegen, heißt es in der Aussendung.

"Grund für diesen Rekordzuwachs sind nicht nur die äußerst robusten Aktienmärkte, sondern auch der sprunghafte Anstieg der Nettoersparnis um fast elf Prozent," so Anna Zakrzewski, BCG-Partnerin und Autorin der Studie. "Noch nie in den vergangenen 20 Jahren haben Private ihre Bargeld- und Sichteinlagenbestände so stark ausgebaut."

Anlagemuffel

Auch in Österreich schlugen sich beide Faktoren auf die Vermögensentwicklung nieder. Zwar gelten die Österreicher oft als Anlagemuffel, dennoch liegen bereits 35 Prozent des privaten Vermögens in Aktien und Investmentfonds. Das sind laut BCG neun Prozentpunkte mehr als im westeuropäischen Durchschnitt.

Überdurchschnittlich viel werde in Österreich aber auch gespart. Rund 40 Prozent des Privatvermögens liegen laut dem Report in Spareinlagen oder Bargeld. Auch diese Quote liege um 10 Prozentpunkte über dem Schnitt in Westeuropa.

Nordamerika mit meistem Vermögen

Zusätzlich zum Finanzvermögen wurde im Rahmen des heurigen Reports auch das weltweite Sachvermögen – vor allem Grundbesitz, aber auch Wertgegenstände wie Kunst oder Gold – ermittelt. Inkludiert man dieses und zieht gleichzeitig die Schulden ab, sitzen Private weltweit auf einem Vermögen von 431 Billionen Dollar. Bis 2025 dürfte der Betrag bis auf 554 Billionen Dollar anwachsen.

Der größte Anteil des Gesamtvermögens entfiel 2020 auf Nordamerika mit 136 Billionen Dollar, gefolgt von Asien ohne Japan (117 Billionen Dollar) und Westeuropa (103 Billionen Dollar).

Ungleiche Verteilung

Österreich belegt in dem Ranking Platz 22. Hierzulande machte das Sachvermögen im Vorjahr 2,1 Billionen Dollar aus, abzüglich der Schulden in Höhe von 0,2 Billionen Dollar besaßen private Haushalte ein Gesamtnettovermögen von 2,9 Billionen Dollar. Bis 2025 erwartet die BSG einen Zuwachs auf 3,3 Billionen Dollar.

Der weltweite Vermögensberg verteilt sich jedoch keineswegs über alle gleich. So halten 60.000 Superreiche, sogenannte Ultra-High-Networth-Individuals (UHNWI), mit einem Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen Dollar etwa 15 Prozent des weltweiten investierbaren Finanzvermögens. Die Gruppe der Superreichen wächst seit 2015 stetig an, 2020 seien laut BCG mehr als 6.000 dazugekommen. Die meisten davon leben in den USA (20.600), China (7.800) und Deutschland (2.900). (APA, 10.6.2021)