Er schaut ein bisschen wie das berühmte Kallax-Regal aus, das sich in vielen Wohn- und Kinderzimmern findet, und das ist natürlich alles andere als ein Zufall. Nein, beim Design des City-Ikea neben dem Wiener Westbahnhof hat man sich durchaus von der Produktpalette des Möbelriesen inspirieren lassen.

Die Bäume auf dem Dach des City-Ikea stecken in riesigen Pflanztrögen.
Foto: Putschögl

Und das gilt nicht nur für die Stahlkonstruktion mit ihren um vier Meter nach hinten versetzten "Fächern", sondern auch für das, was in manchen dieser Fächer nun gerade Platz findet: Riesige Pflanztröge werden dort gerade rundherum aufgestellt, und auch diese großen weißen Tröge erinnern an Blumentöpfe aus dem Ikea-Sortiment.

Überdimensionierte Töpfe

Die übergroßen Töpfe aus Stahl, zwischen 1,40 und 1,90 Meter hoch, sind mitsamt ihrem Inhalt jeweils bis zu drei Tonnen schwer. Nicht nur deshalb müssen sie mit dem Stahlskelett des Gebäudes fix verschraubt werden; aus dem siebten Obergeschoß wäre auch der Mini-Übertopf, der ab Herbst im Gebäude zu kaufen sein wird, ein tödliches Geschoß.

Der City-Ikea beim Westbahnhof ist außen schon fast fertig.
Foto: Putschögl

An der Südseite des Gebäudes ist schon gut sichtbar, wie das alles fertig aussehen wird. Insgesamt 160 Bäume und Großgehölze werden es schlussendlich sein, die den City-Ikea zu einem grünen Erscheinungsbild verhelfen sollen. Bei der Auswahl hat man sich am Baumbestand von vier schwedischen Nationalparks orientiert, erklärt Adela Beganovic, Construction-Project-Managerin bei Ikea, beim Rundgang mit dem STANDARD. "Wir pflanzen 45 verschiedene schwedische und heimische Bäume, darunter Birken, Rotbuchen, verschiedene Kiefern, Eichen und Weiden."

Die Bäume und Sträucher – auch Hainbuchen, Berberitzen und Kornelkirschen sind dabei – wurden in Steyr gezüchtet und werden nun laufend nach Wien transportiert. Wichtig bei der Auswahl sei gewesen, dass die Bäume rasch "in die Breite gehen" und an Höhe nicht mehr zu viel zulegen, sagt Beganovic. Ein Wachstum von einem Meter ist aber jeweils einkalkuliert.

Laufend werden derzeit Bäume zum City-Ikea geliefert.
Fotos: Ikea

Sämtliche Tröge werden automatisch bewässert, dazu sind in den Gefäßen Sensoren angebracht. Die Bewässerung wird an den Bedarf der jeweiligen Pflanze angepasst.

68 Bäume auf dem Dach des Ikea

Und auf dem Dach? Ja, auch dort werden 68 Bäume gepflanzt, auch hier in großen, fest mit dem Boden verschraubten Trögen. Hier entsteht eine öffentliche Dachterrasse, auf der es auch etwas zu essen und zu trinken geben wird. Vier Container sind dafür bereits aufgestellt worden, in zwei davon wird Ikea ein "fleischarmes" Gastro-Angebot machen, die anderen beiden werden von der Hotelkette Jo & Joe bespielt.

Die Nordmanntanne am Dach wird auch durch Stahlseile gesichert.
Foto: Putschögl

Diese zieht auf den oberen beiden Geschoßen des City-Ikea ein und wird – wie das Einrichtungshaus – auch im Herbst eröffnen, der genaue Termin wird im Juli bekanntgegeben. Bis dahin wird die typisch schwedische Nordmanntanne, die auf dem Dach natürlich sein musste und schon jetzt gut und gern sechs Meter hoch ist, noch ein wenig an Höhe zulegen. Sie wird übrigens zusätzlich mit einem Stahlseil gesichert.

Öffentlicher Dachpark beim "KaDeWe"-Projekt

Von einer Eröffnung ist am anderen Ende der (inneren) Mariahilfer Straße noch nicht die Rede. Dort ist gerade der Abbruch des Leiner-Hauses im Gang. Im Herbst startet Signa mit dem Bau eines Kaufhauses samt Hotel, Projektname "KaDeWe".

Der Dachpark der Signa wächst aus einer bis zu 1,50 Meter dicken Schicht aus Spezialsubstrat.
Visualisierung: Signa/K18

Die Eröffnung ist für 2024 geplant. Klingt noch fern, doch für die Begrünung der Bauteile müssen schon jetzt Entscheidungen getroffen werden. Ein schmaler Durchgang zwischen Kaufhaus- und Hoteltrakt, genannt "Galeriegarten", soll etwa berankt werden. Dazu wird er im vierten und fünften Stock mit Pflanztrögen überspannt, aus diesen sollen Akebie und Efeu vier bis sechs Meter weit nach unten hängen und so "vegetabile Schleppen" bilden, "die in der Luftzirkulation wogen".

Und zwar auch schon dann, wenn das Haus fertiggestellt wird – entsprechend lange müssen sie vorproduziert werden. "Was in drei Jahren gesetzt wird, muss jetzt schon bestellt werden", sagt Sabine Dessovic von DnD Landschaftsplanung, die für die Begrünung des Komplexes engagiert wurde.

Mehrstämmige Bäume und Gehölze

Das grüne Herzstück des Projekts ist der 1000 Quadratmeter große Dachpark. Er entsteht auf dem Hoteltrakt, der Mariahilfer Straße also etwas abgewandt, und soll auch hier öffentlich zugänglich sein, jedenfalls zu Öffnungszeiten der Wiener Parks. Und die Besucher sollen hier zwischen Bäumen wandeln können, die bis zu 5,50 Meter an Höhe erreichen. Eine Herausforderung, sagt Dessovic – insbesondere die Kombination aus erlaubter Firsthöhe und statischen Anforderungen macht ihr zu schaffen.

Signa plant einen Galeriegarten zwischen Hotel und Kaufhaus.
Visualisierung: Signa/K18

Die ausgewählten mehrstämmigen Gehölze – darunter Rotkiefer, Flaumeiche, Tulpen-Magnolie – müssen gut verankert werden. Das geschieht hier aber nicht in Töpfen wie bei Ikea, sondern in einer bis zu 1,50 Meter dicken Schicht aus Spezialsubstrat. Um die Wurzeln der Bäume unterzubringen, wird es zu Hügeln aufgeschüttet, in denen auch die Bewässerungsschläuche verlegt werden.

Stadtwildnis für Tiere

"Wind, Hitze und Kälte" müssten Pflanzen auf Wiener Dächern gut aushalten können, sagt Dessovic. Und nicht nur die: Auf dem Dach des Warenhauses soll eine "Stadtwildnis" entstehen, 1600 m² extensiv begrünt und optimiert für die Ansiedlung von Tag- und Nachtfaltern, einer Wildbienen-, einer Hummel- und einer Vogelart (Grünfink).

Und nicht zugänglich für Menschen. Die einzelnen Grünflächen dürfe man nämlich nicht vermischen, sagt Dessovic. "Da ist so ein enormer Nutzungsdruck auf dem Dachpark, das würde nicht funktionieren."

Greenpass-Zertifizierung angestrebt

Sowohl der City-Ikea als auch das "KaDeWe"-Projekt der Signa streben eine Green-Pass-Zertifizierung an. Dabei handelt es sich um ein Planungs-, Optimierungs- und Zertifizierungstool für klimaresiliente Stadtplanung. "Die Umweltauswirkungen von Immobilien und Freiräumen werden hinsichtlich sechs Themenfeldern bewertet", erklärt Gründer Florian Kraus: "Klima, Wasser, Luft, Biodiversität, Energie und Kosten."

Berechnet werden also u.a. der thermische Abluftstrom, das heißt, wie sehr die Umgebung durch das Projekt abgekühlt oder (was nicht wünschenswert ist) erhitzt wird, außerdem, wieviel Regenwasser gespeichert wird, ob die Biodiversität gefördert wird und ob Recyclingmaterial verwendet wird.

Der City-Ikea wird eine Zertifizierung in Platin erreichen (mindestens 90 von 100 Punkten), beim Projekt der Signa ist es Gold (mindestens 75 Punkte). Dachgarten, Regenwasserspeicherung, Photovoltaik mit Dachbegrünung, das alles habe sich sehr positiv ausgewirkt, sagt Kraus. Der Ikea habe aber unter anderem ein paar Bäume mehr. (Martin Putschögl, 13.6.2021)