Ein Fotomuseum steht derzeit nicht auf der Agenda von Staatssekretärin Andrea Mayer, wie in Erfahrung zu bringen war.

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Sosehr sich Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) für ein Bundesmuseum für Fotografie an der Salzach auch ins Zeug schmeißt, in der Bundeshauptstadt findet er damit seit 2017 kein nachhaltiges Gehör: weder im Kreise von Museumsdirektoren, die diese Kunstgattung in ihren Beständen verwahren, mehren und präsentieren, noch in den Reihen der Verantwortlichen in der Bundesregierung, die dafür das Budget springen lassen sollen.

Ein Fotomuseum steht derzeit nicht auf der Agenda von Staatssekretärin Andrea Mayer (Grüne), wie in Erfahrung zu bringen war. Im Anfang 2020 verhandelten Regierungsprogramm ist nur von einer virtuellen Variante als "digitales Foto- und Architekturlab" die Rede. Eine Abfuhr, die man in Salzburg indes nicht goutiert.

100.000 Exponate

Dass ein Fotomuseum überhaupt Thema wurde, ist Ex-Minister Thomas Drozda (SPÖ) geschuldet. Via Twitter verkündete er im Sommer 2017 die Idee zu einer solchen Bundesinstitution. Hintergrund war die etwa 100.000 Exponate umfassende Privatsammlung von Peter Coeln (West- und Ostlicht), die dieser einem "nationalen Haus der Fotografie" zu stiften in Aussicht stellte.

Damit stand ein Abzug der in Salzburg im Museum der Moderne gelagerten und betreuten Fotosammlung des Bundes im Raum (rund 12.000 Arbeiten). Kurzerhand drehte man den Spieß um und knallte den "Zentralisten in Wien", wie es Haslauers Unterstützer und Vorgänger Franz Schausberger (ÖVP) formulierte, den Plan der Landeshauptstadt als künftigen Standort eines Bundesmuseums auf den Tisch.

Plan für Neubau

Seither wurde an einem Konzept getüftelt und eine grobe Budgetplanung inklusive Neubau erstellt: 30 Millionen Euro und ein jährlicher Zuschussbedarf von vier Millionen, je zur Hälfte vom Bund und dem Land finanziert, ließ Wilfried Haslauer im Jänner in der Kronen Zeitung wissen. In der Bundesregierung wähnt er "zunehmend Sympathie", in welchem Ressort, ließ er offen.

Mit einigem Amüsement verfolgt man dagegen im Fürstentum ob der Enns das in Salzburg entfachte Engagement für das Medium Fotografie. Das war, wie ein Blick in die Chronik verrät, nicht immer der Fall. Dem Salzburger Fotografen Hans Frank, der als einer der Ersten im deutschsprachigen Raum eine kulturhistorisch bedeutende Sammlung zur Geschichte der Fotografie von 1840 bis ins 20. Jahrhundert zusammentrug, hatte man einst über Jahrzehnte die Unterstützung seines privat betriebenen Fotomuseums verwehrt.

An Oberösterreich

1975 verkaufte er die aus 15.000 Objekten bestehende Sammlung schließlich an das Land Oberösterreich, das im Juni 1978 im Marmorschlössl in Bad Ischl das erste Fotomuseum in Österreich eröffnete. Verwahrt und wissenschaftlich bearbeitet wird dieser und weiterer spezifischer Sammlungsbestand im Francisco Carolinum in Linz.

Nachdem Alfred Weidinger vergangenes Jahr die Geschäftsführung der OÖ Landes-Kultur GmbH übernommen hatte, wurde der Standort, der zuletzt die Landesgalerie beherbergt hatte, im Herbst – ohne großes Getöse oder Budgetforderungen – zum "Haus für Foto- und Medienkunst" adaptiert: dem ersten und einzigen in diesem Land. (Olga Kronsteiner, 11.6.2021)