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Neunlinge waren der bisherige Rekord – im Mai brachte eine Frau aus Mali neun Kinder in Casablanca zur Welt (Foto). Nun gibt es Gerüchte um Zehnlinge.

Foto: REUTERS/Youssef Boudlal

In der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria soll eine Frau namens Gosiame Thamara Sithole zu Beginn dieser Woche nicht weniger als zehn Kinder zur Welt gebracht haben: Das würde einem in der Menschheitsgeschichte noch niemals zuvor gemeldeten Rekord gleichkommen. Die Wahl des Konjunktivs ist allerdings dringend geboten: Denn von dem unglaublichen Kindersegen gibt es bislang weder einen fotografischen Beweis, noch wurde der Vorfall offiziell bestätigt.

"Wir haben aus unseren Krankenhäusern keinerlei Hinweise erhalten", teilte die zuständige Verwaltung der Gauteng-Provinz stattdessen mit und fügte schnippisch hinzu: "Es sei denn, sie wurden in der Luft geboren." Auch die Zentralregierung tappt im Dunkeln: Sie wandte sich mit einem Appell für sachdienliche Hinweise an die Öffentlichkeit. Wer außer über Gerüchte auch über Fakten verfüge, solle sich bitte unverzüglich melden, erklärte Regierungssprecherin Phumla Williams: "Wir müssen diese Geschichte überprüfen und gegebenenfalls Hilfe leisten." Weniger vorsichtig waren wieder einmal die Nutzer sozialer Netzwerke, die, ohne die Fakten zu überprüfen, bereits über den Hashtag #NationalBabyShower zu Hilfsleistungen aufriefen. Firmen wie der Sardinenhersteller Lucky Star und die Bekleidungskette H&M zeigten sich auch schon für ihren Imagegewinn zur Unterstützung bereit. "Wir sind dabei", postete H&M, während Lucky Star Fischdosenvorräte ein ganzes Jahr lang gratis zur Verfügung stellen will.

"Exklusive" Geschichte

Was bislang feststeht: Eine Tageszeitung in Pretoria, deren Besitzer sich in finanzieller Notlage und unter Korruptionsverdacht befindet, berichtete am Dienstag "exklusiv" über den Kindersegen der 37-jährigen Sithole: Sie sei bereits seit Monaten von einem Reporter begleitet worden. Zum Beweis wurden in diesem Fall auch Fotos der Schwangeren gezeigt: Sie verfügte tatsächlich über einen sehr gewölbten Bauch. Ein Arzt hatte der bereits sechsfachen Mutter aus dem Township Tembisa ursprünglich Sechslinge diagnostiziert. Später erhöhte er auf Achtlinge, weil sich zwei Embryonen zunächst versteckt gehalten hätten. Die Familie vereinbarte Stillschweigen mit dem Reporter – anscheinend aus "kulturellen und religiösen Gründen".

Bei der Geburt in einer Privatklinik Pretorias, die von sechs Ärzten sowie zwei Krankenschwestern begleitet worden sei, hätten sich die Acht- schließlich als Zehnlinge herausgestellt, sieben Buben und drei Mädchen. Mutter Sithole war bei der Geburt offenbar in der 29. Woche schwanger. Weil sich die Neugeborenen in einem prekären Zustand befänden, seien sie unverzüglich in Brutkästen verlegt worden, hieß es. "Sie sind, wie man sich vorstellen kann, natürlich winzig", zitiert die Zeitung den Vater Tebogo Tsotetsi: "Schließlich waren sie zu zehnt in einem Bauch, der eigentlich nur für ein Kind ausgelegt ist."

Womöglich 16-fache Mutter

Er selbst fühle sich "wie ein von Gott erwähltes Kind", fährt das Mitglied der afrikanischen Zionskirche fort. "Denkt man an die vielen Ehepaare, die keine Kinder kriegen können, bin ich gesegnet." Zunächst sei sie schockiert gewesen, berichtete Mutter Sithole wenige Wochen vor ihrer Niederkunft dem Zeitungsreporter: "Es war anfangs hart für mich. Ich war krank. Aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt." Sie bete zu Gott, dass sie und ihre Kinder die Geburt überleben, fügte die inzwischen womöglich 16-fache Mutter damals hinzu. Stimmt der Bericht des Reporters, dann hat Gott ihre Gebete erhört.

Zwei Tage nach der Geburt meldete das Sozialamt der Gauteng-Provinz, es habe die kindergesegnete Familie endlich ausfindig gemacht. Allerdings könne noch nicht bestätigt werden, dass Mutter Sithole tatsächlich Zehnlinge zur Welt gebracht hat. Das müsse erst noch überprüft werden. Den Südafrikanerinnen und Südafrikanern bleibt unterdessen nichts anderes übrig, als der Versicherung Papa Tsotetsis zu vertrauen, der am Mittwoch versprach: "Ihr werdet die Babys sehen, wenn die Zeit dazu gekommen ist." (Johannes Dieterich aus Johannesburg, 10.6.2021)