Ein Symbolbild: Am vergangenen langen Wochenende schob sich erstmals seit 17 Monaten wieder eines der Kreuzfahrtmonster durch den Giudecca-Kanal in Venedig – 16-stöckig. Der krasse Widerspruch zwischen der absoluten Schönheit der Stadt und dieser schwimmenden Plattenbausiedlung fiel nach der Corona-erzwungenen Pause besonders unangenehm auf. Das Kreuzfahrtschiff wurde von einer Schar kleiner Boote mit wütenden Protestlern an Bord begleitet: "No grandi navi" – keine großen Schiffe. Aber auch Boote der Gewerkschaften, die sich über die Wiederaufnahme des Betriebs freuten, waren zu sehen.

Das Kreuzfahrtschiff wurde von wütenden Protestlern auf kleinen Booten begleitet.
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Fängt jetzt der ganze selbstzerstörerische Wahnsinn wieder an? Man dachte, die Durchfahrt sei schon länger verboten worden, wegen der Schäden durch Wellenschlag an den Bauten und der Umweltverschmutzung. Aber es war nur ein befristetes Verbot.

Es wird Zeit, dass eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgestellt wird. Was hat Venedig, was haben all die anderen historischen Städte und Stätten von den Massen, die sich mit leerem Blick durchschieben und eh kaum etwas konsumieren?

Damit das auch gesagt ist: Am anderen, am elitären Ende des Overtourismus ist es nicht viel besser, denn die zahllosen Ferienapartments stehen meist leer und verdrängen Einheimische, die man aber für die Infrastruktur braucht. Irgendwo dazwischen muss es eine vernünftige Lösung geben, oder? (Hans Rauscher, 11.6.2021)