"Shoppen ohne schlechtes Gewissen", das ist das Motto der 2017 gegründeten Einkaufsplattform Shöpping. Sowohl im TV-Spot als auch auf den einzelnen Kategorieseiten wirbt die Webseite der Österreichischen Post mit "CO2-neutraler" Lieferung und einer Sammlung der "besten österreichischen Händler". Auf der Seite für Elektronik heißt es sogar, dass Nutzerinnen und Nutzer "hochqualitative Technik zum fairen Preis" kaufen können. Angebote wie die Sony Playstation 5 um 950 Euro (UVP 500 Euro) sorgen da für eine schiefe Optik.

Die heißbegehrte und vergriffene Playstation 5 wird auf Shöpping um 950 Euro angeboten.
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Shöpping verspricht "hochqualitative Technik zum fairen Preis".
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Scalper sorgen für Ärger

Die Playstation 5 und Xbox Series X sind seit ihrem Verkaufsstart im vergangenen November kaum verfügbar. Neben den weltweiten Engpässen in der Chipherstellung und einer enormen Nachfrage machen es auch sogenannte Scalper Nutzerinnen und Nutzern schwer, eine Next-Gen-Konsole zu ergattern. Als Scalper werden Händler und auch Privatpersonen bezeichnet, die mithilfe automatisierter Bots tausende begehrte Produkte kaufen, um sie überteuert weiterzuverkaufen.

Zwar kann nicht behauptet werden, dass es sich bei jeder überteuerten Playstation 5 oder Xbox Series X um ein Scalper-Produkt handelt, dennoch erwecken derartige Mondpreise bei Kundinnen und Kunden wenig Vertrauen. Auch auf Vergleichsportalen wie Geizhals und Idealo belegen häufig Angebote aus dem Shöpping-Sortiment die letzten und teuersten Plätze – kein gutes Zeugnis für Shöppings Versprechen "fairer Preise".

Leere Versprechen

Es stellt sich daher die Frage, welche Schritte die Betreiber von Shöpping setzen, um ihre Werbeslogans auch in die Tat umzusetzen. Wie eine Sprecherin der Österreichischen Post dem STANDARD erklärt, kann die Plattform die Preisgestaltung nicht beeinflussen. Für den Fall, dass Preise stark überteuert erscheinen, weise Shöpping die betreffenden Händler auf diese hin.

Shöpping kann in der 950 Euro teuren Playstation 5 kein überteuertes Produkt erkennen, heißt es in der Stellungnahme. Auf Anfrage des STANDARD traten die Betreiber der Einkaufsplattform mit dem Verkäufer der PS5 in Kontakt. Der Großhändler argumentierte den höheren Preis damit, dass er die Produkte wegen des Engpasses "selber über dem Marktpreis eingekauft" habe, sagt die Post-Sprecherin. Für den Betreiber sei die Bepreisung daher schlüssig.

"Beste Händler" ohne Bewertung

Außerdem wirbt die Startseite von Shöpping mit folgendem Satz: "Auf shöpping.at einzukaufen heißt, nur bei den besten österreichischen Händlern zu shoppen." Bestimmte Kriterien für die Auswahl dieser Händler – außer einem Firmensitz in Österreich – gibt es nicht. Der Sprecherin zufolge überprüft Shöpping lediglich "bankrechtliche Kriterien", darunter die Identität und Glaubwürdigkeit des Händlers mittels "Know Your Customer"-Verifikation.

Ebay, Willhaben, Amazon

Mit überteuerten Produkten haben auch andere Handelsplattformen wie Ebay und Willhaben zu kämpfen. Für notwendige Artikel des täglichen Bedarfs greift auf der Shoppingseite Ebay der eigene "Grundsatz gegen Preiswucher" – Konsolen wie die Playstation 5 sind davon zweifelsohne ausgenommen.

Dennoch würden beim Verkaufsstart beliebter Produkte Maßnahmen gesetzt, um die Qualität der Produkte für die Kunden zu gewährleisten, heißt es von einem Ebay-Sprecher. So wird die Anzahl an Artikeln, die von Händlern gelistet werden können, in diesen Fällen stark eingeschränkt. Zusätzlich können weitere Beschränkungen und Regeln eingesetzt werden, erklärt Ebay.

Der Handelsriese Amazon sagt im Bezug auf Scalping-Angebote, dass er keine missbräuchlichen Aktivitäten dulde. "Wir ergreifen bei Bedarf Maßnahmen, um das Einkaufserlebnis für all unsere Kunden zu schützen", heißt es von einem Amazon-Sprecher.

Willhaben geht hingegen gar nicht gegen mutmaßliche Scalper-Preise vor, so ein Sprecher des österreichischen Marktplatzes. Inserenten auf Willhaben seien selber für die Preisgestaltung verantwortlich, erläutert er. Außerdem gehe die Plattform "davon aus, dass Käufer mündig und selbstverantwortlich genug sind, um zu entscheiden, ob ein Angebot interessant und kaufwürdig ist". Anders als auf Shöpping wird auf Ebay und Willhaben auch nicht mit "fairen Preisen" geworben. (Tiana Hsu, 11.6.2021)