Bild nicht mehr verfügbar.

Signa lehnte eine Stellungnahme zum Börsengang ab.

Foto: Reuters / Fabrizio Bensch

Frankfurt – Die Sport-Onlinehandelsplattform Signa Sports United geht über die Hintertür an die Börse in New York. Das Unternehmen, das mehrheitlich dem österreichischen Investor René Benko gehört, plant einen Börsengang durch eine sogenannte Spac-Transaktion, wie ein Insider am Freitag sagte. Bewertet werde die Firma dabei mit 3,2 Milliarden Dollar.

Fusion mit Unternehmenshülle

Bei einer Spac (Special Purpose Acquisition Company) handelt es sich um eine bereits an der Börse gelistete Unternehmenshülle, die mit einer nicht notierten Firma fusioniert. Im Fall Signa Sports ist das die US-Firma Yucaipa Acquisition. Yucaipa bringt 345 Millionen Dollar an Eigenkapital in das auf Radsport, Tennis, Teamsport sowie Outdoor-Bekleidung spezialisierte Unternehmen ein, zusätzlich erhält Signa Sports 300 Millionen Dollar aus einer Kapitalerhöhung von an der Spac-Transaktion teilnehmenden Investoren. Einen Teil der Einnahmen nutzt Signa Sports für den Kauf des britischen Fahrrad-Onlinehändlers Wiggle. Dessen Eigentümer, der Finanzinvestor Bridgepoint, wird im Zuge des Deals ebenfalls Anteilseigner von Signa Sports.

Signa lehnte eine Stellungnahme ab, Yucaipa und Bridgepoint waren zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Sporthandel boomt

Der Onlinehandel mit Sportartikeln, unter anderem mit Fahrrädern, wächst in der Corona-Krise rasant. Die Verbraucher achteten während des Lockdowns verstärkt auf ihre Gesundheit und trieben deshalb mehr Sport und kauften mehr online ein. Der globale Markt für Sportartikel wird auf mehr als eine Billion Dollar im Jahr geschätzt.

Signa Sports wollte eigentlich bereits 2018 über einen klassischen Börsengang an den Kapitalmarkt, entschied sich dann aber für eine private Finanzierungsrunde. Seither sind der japanische Handelskonzern Aeon und die asiatische Central Group sowie die deutsche R+V-Versicherungsgruppe beteiligt. Sie alle bleiben nach der Spac-Transaktion Aktionäre von Signa Sports. Zu Benkos Unternehmensgruppe Signa gehören zahlreiche Immobilien und auch der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof.

Weltweit größter Sportartikelhändler

Signa Sports ist nach eigenen Angaben der weltweit größte reine Online-Sportartikelhändler, betreibt in 17 Ländern mehr als 80 Internetshops und zählt jährlich über sieben Millionen Onlinekunden. Inklusive der jüngsten Akquisitionen erwartet das Unternehmen für das im September zu Ende gehende Geschäftsjahr 2020/21 einen Betriebsgewinn von rund 70 Millionen Dollar und Umsätze von 1,6 Milliarden Dollar. Die Erlöse sollen in den kommenden fünf Jahren um mehr als 25 Prozent jährlich zulegen. Die Gewinnmarge soll sich langfristig auf zwölf bis 15 Prozent verdreifachen.

Spacs sind vor allem in den USA beliebt. Dem Datenanbieter Refinitiv zufolge sammelten sie alleine in diesem Jahr bislang 300 Milliarden Dollar bei Investoren ein. Das einziges Ziel dieser Spacs ist es, ein operativ tätiges Unternehmen zu übernehmen und diesem dadurch zu einer Börsennotiz zu verhelfen. Da die Zeichner von Spac-Anteilen zunächst nicht wissen, wer das Übernahmeziel sein wird, werden Spacs auch als "Blankoscheckfirmen" bezeichnet. (Reuters, 11.6.2021)