Die Parteispeläologen Sobotka und Hanger mit ihrem guten Gespür für alles Unterirdische haben den Komplex Tora Bora heimlich auf Herz und Nieren geprüft und sind zu dem Schluss gekommen: Besser geht’s nicht.

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Der Krisenkolumnist hat aus guter Quelle erfahren, dass die ÖVP von 2022 an alle ihre Parteitage im afghanischen Höhlenkomplex Tora Bora abhalten wird. Wie es dazu kam? Die Türkisen werden seit kurzem von einer heftigen Aversion gegen digitale Kommunikation allgemein und Handys, Clouds und Chats im Besonderen gebeutelt. Angeblich soll allein die Vokabel "Apple" ausreichen, um Kanzler Kurz den kalten Schweiß auf die Stirn zu treiben. Und Ex-Öbag-Chef Schmid ist nach der Lektüre des Wortes "Emoji" an einer Gürtelrose erkrankt.

Beim innerparteilichen türkisen Verkehr sind etliche Details in die Öffentlichkeit entwichen, die dort nicht hingehören und jede Menge Ärger verursacht haben. Aber wer wollte von informationstechnologisch ungebildeten Familienmitgliedern die Einsicht verlangen, dass manches auch nach dem Blitzbefehl "Delete" munter im Internet weiterwest oder man eine Cloud in Cupertino, Kalifornien, nicht schreddern kann?

Jetzt ist aber die Axt am Baum, und die ÖVP muss ihre Austauschkanäle von Grund auf neu aufsetzen, selbst wenn sie sich bei dieser Arbeit eine Paranoia aufreißen sollte. Hier erste Details des neuen Kommunikationsregimes.

Digitaler Austausch verboten

Jeder Austausch über Handy, E-Mail oder andere Internetverbindungen ist ausnahmslos verboten. Minder bedeutende Unterhaltungen zwischen Parteifunktionären dürfen nur in österreichischen Höhlen (Eisriesenwelt, Katerloch, Entrische Kirche etc.) geführt werden. Allerdings sind zuvor umliegende Stalaktiten und Stalagmiten gründlich nach Lauschapparaturen ("Wanzen") abzusuchen. Brieftauben, Buschtrommeln oder Rauchzeichen nur nach Absprache mit dem Parteivorsitzenden.

Parteitage oder geselliges Beisammensein mit Großspendern finden von 2022 an nur noch in Tora Bora statt. Die Parteispeläologen Sobotka und Hanger mit ihrem guten Gespür für alles Unterirdische haben den Komplex heimlich auf Herz und Nieren geprüft und sind zu dem Schluss gekommen: Besser geht’s nicht.

Tora Bora ist schalltot, schwer zugänglich und abhörsicher, da geht kein "Du Aufsichtsratsammler!" hinaus und kein Herzi-Bussi hinein, kurzum: der absolut supergeile und extra-chatfreie Schauplatz für die türkisen Parteitage der Zukunft. Und nach der Arbeit geht’s dann am Abend ins Gasthaus Ho nach Dschalalabad. (Christoph Winder, 13.6.2021)