Euro-Ticker: Wales vs. Schweiz, Dänemark vs. Finnland, Belgien vs. Russland, Sa., ab 15 Uhr

Wenn von Favoriten auf den Europameistertitel gesprochen wird, dann lassen sich prominente Namen an den Fingern einer Hand abzählen. Für Belgien wird aber oft die zweite Hand benötigt, gelten die roten Teufel vielen Fußballliebhabern doch immer noch als Geheimfavorit. Der enttäuscht allerdings am Ende.

Heiß auf den Titel: Belgien.
Foto: imago images/Panoramic Internati

Belgien bestreitet am Samstag sein Auftaktspiel in der Gruppe B gegen Russland in St. Petersburg (21, ORF 1). "Die Basis für große Erfolge ist gelegt, wir müssen sie nur noch abholen", sagt der frühere Teamtorhüter Jean-Marie Pfaff.

Begründete Zweifel

Die Zweifel an einem Durchmarsch sind nicht unbegründet, hat sich doch der Verletzungsteufel unter die roten Kollegen gemischt. Mittelfeldmotor Kevin De Bruyne ist nach einem Augenhöhlen- und Nasenbeinbruch im Champions-League-Finale frühestens für die zweite Gruppenpartie fit, Axel Witsel hat keine Spielpraxis nach einem Achillessehnenriss. Am weitesten ist Eden Hazard, der nach einer verletzungsgeplagten Saison bei Real Madrid noch Trainingsrückstand hat, aber zumindest auf der Bank Platz nehmen dürfte.

Dass Belgien mit 40 Toren und nur drei Gegentreffern eine perfekte EM-Quali geliefert und zehn Siege in zehn Spielen geholt hat, ist eine schöne Erinnerung, aber auch nicht mehr. Seit September 2018 führt man ununterbrochen die Weltrangliste an. "Ich bin stolz auf Platz eins. Aber ich wäre lieber Weltmeister und 20. in diesem Ranking", sagt Innenverteidiger Jan Vertonghen.

Personalsorgen

An einer Aufstellung ohne gröberen Qualitätsverlust wird Trainer Roberto Martinez zu kiefeln haben. Im zentralen Mittelfeld dürfte gegen Russland Youri Tielemans von Leicester City in die Bresche springen. Anstatt Eden Hazard könnte sein Bruder Thorgan oder Yannick Carrasco von Atlético Madrid den Platz neben Zentralspitze Romelu Lukaku besetzen. Neun Spiele in Serie ist Belgien aktuell ungeschlagen, mit einem Durchschnittsalter von 28,7 Jahren hat der WM-Dritte von 2018 aber auch den ältesten Kader aller EM-Teilnehmer. Stürmer Lukaku ist dennoch zuversichtlich ("Wir sind bereit!"), der 28-Jährige spielte eine famose Saison für Inter Mailand, trug mit 24 Toren und zehn Assists wesentlich zum Meistertitel für Inter bei. In der EM-Quali traf er, obwohl nur in fünf Spielen im Einsatz, sieben Mal.

Personalsorgen plagen auch Russland. Die Leistungsträger der Sbornaja sind in die Jahre gekommen, junge Talente üben kaum Druck aus. So muss Trainer Stanislaw Tschertschessow weiter auf Sturmtank Artjom Dsjuba zurückgreifen. Ein im Internet aufgetauchtes, peinliches Video hätte den 32-Jährigen fast die EM-Teilnahme gekostet. Tschertschessow pardonierte den Exzentriker, der in der russischen Liga 20 Tore in 27 Partien für Zenit St. Petersburg erzielte. "Wir werden alles versuchen, um gegen sie gut auszuschauen", sagte Anton Schunin, der Igor Akinfejew als Torhüter beerbt hat.

Nicht gut ausgeschaut hat Russland gegen Belgien in der EM-Quali, wo man zweimal chancenlos war. Und nicht überraschend wäre, wenn Ex-FC-Tirol-Keeper Tschertschessow deshalb mit einer Fünferabwehr und einer Viererkette davor Beton anrührt. Russland hofft auf den Heimvorteil, in St. Petersburg sind 30.500 Zuschauer dabei, das dritthöchste EM-Kontingent. (vet, 11.6.2021)

Mögliche Aufstellungen zum Fußball-EM-Spiel Belgien – Russland am Samstag in St. Petersburg:

Gruppe B, 1. Runde:

Belgien – Russland (St. Petersburg, St. Petersburg Stadion, 21.00 Uhr/live ORF 1, SR Mateu Lahoz/ESP)

Belgien: 1 Courtois – 2 Alderweireld, 18 Denayer, 5 Vertonghen – 21 Castagne, 8 Tielemans, 19 Dendoncker, 11 Carrasco – 14 Mertens, 16 T. Hazard – 9 Lukaku

Ersatz: 12 Mignolet, 13 Sels – 3 Vermaelen, 4 Boyata, 15 Meunier, 6 Witsel, 10 E. Hazard, 17 Vanaken, 22 Chadli, 26 Praet, 20 Benteke, 23 Batshuayi, 24 Trossard, 25 Doku

Es fehlt: 7 De Bruyne (nach Gesichtsoperation)

Fraglich: E. Hazard, Witsel (beide Trainingsrückstand)

Russland: 1 Schunin – 2 Fernandes, 5 Semenow, 14 Dschikia, 13 Kudriaschow, 18 Schirkow – 15 Mirantschuk, 11 Sobnin, 7 Osdojew , 17 Golowin – 22 Dsjuba

Ersatz: 12 Djupin, 16 Safonow – 3 Diweew, 4 Karawajew, 24 Jewgenjew, 6 Tscheryschew, 8 Barinow, 19 Schemaletdinow, 21 Fomin, 23 Kusjajew, 26 Muchin, 9 Sobolew, 10 Zabolotnyi, 20 Ionow, 25 Makarow